Archivbild vom VW-Werk in Emden.

Foto: APA/dpa/Ingo Wagner

Frankfurt – Die wachsende Skepsis gegenüber Dieselautos seit dem Abgasskandal bei Volkswagen macht sich in Deutschland immer stärker im Neuwagenabsatz bemerkbar. Im April brach die Zahl der neu zugelassenen Diesel-Pkw fast um ein Fünftel ein, während der Gesamtabsatz nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) vom Mittwoch um acht Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf knapp 291.000 Autos sank.

Der seit Dezember 2015 beobachtete Absatzrückgang neuer Dieselautos beschleunige sich, sagte Peter Fuß, Autoexperte vom Beratungsunternehmen EY. Die Debatte um Dieselfahrzeuge und Fahrverbote reiße nicht ab, deshalb werde der Marktanteil weiter sinken. "Der Diesel-Antrieb hat derzeit ein erhebliches Image-Problem, die unklare Lage führt zu Verunsicherung bei potenziellen Dieselkäufern", ergänzte Fuß.

Städte planen Fahrverbote

Seit dem im Herbst 2015 ausgebrochenen Skandal um die Manipulation von Diesel-Abgaswerten bei VW wächst der politische Druck, die Diesel-Technologie zurückzudrängen. Für Furore sorgte die Ankündigung der Stadt Stuttgart als erste in Deutschland, ab dem kommenden Jahr Fahrverbote für ältere Dieselautos einzuführen. Auch Hamburg plant Restriktionen. Weitere Städte könnten folgen, weil die Luftreinhaltewerte nicht eingehalten und Diesel-Abgase dafür mitverantwortlich gemacht werden.

Drei Verkaufstage weniger durch Ostern

Der Rückgang des Autoabsatzes im April ist überzeichnet, weil es durch das Osterfest in diesem Monat drei Verkaufstage weniger gab als vor Jahresfrist. Doch auch von Jänner bis April zeigt der Trend bei Diesel klar nach unten: Nach Berechnung des EY-Experten rollten acht Prozent weniger neue Diesel-Autos zu den Kunden, während gut zehn Prozent mehr Pkw mit Benzinmotoren verkauft wurden. Der Marktanteil von Diesel, der früher weit über 50 Prozent lag, sank im April um fast sechs Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr auf 41,3 Prozent. In den vergangenen beiden Monaten war der Marktanteil EY zufolge so niedrig wie seit 2009 nicht mehr, als die Abwrackprämie den Absatz von meist mit Benzin fahrenden Kleinwagen ankurbelte.

Ruf nach "Versachlichung" aus der Industrie

Die Autoindustrie macht sich Sorgen über die Aussichten für Dieselfahrzeuge. "Eine Versachlichung der Debatte ist dringend notwendig", forderte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Moderne Diesel-Autos mit der seit 2014 geltenden Norm Euro-6 seien sauber und sparsam und stießen vergleichsweise wenig Kohlendioxid aus. "Wir brauchen ihn, um die Klimaschutzziele zu erreichen", bekräftigte Wissmann.

Insgesamt sind die Bedingungen für den größten Automarkt Europas mit niedrigen Zinsen und guten Konjunkturaussichten jedoch gut, erklärte Fuß weiter. Von Jänner bis April wurden mit 1,135 Millionen Pkw 2,5 Prozent mehr ausgeliefert. Derzeit sei die Nachfrage von privaten Kunden höher als die von gewerblichen. Doch da der Neuwagenmarkt schon in den vergangenen Jahren zugelegt hatte, sei in diesem Jahr nur mit einem Zuwachs von drei Prozent zu rechnen. (APA, 3.5.2017)