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Eine ambivalente Partnerschaft: die Präsidenten Tayyip Erdoğan (links) und Wladimir Putin.

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Moskau/Wien – Der russische Präsident Wladimir Putin hat seinen türkischen Amtskollegen Tayyip Erdoğan am Mittwoch in seiner Residenz in der Schwarzmeerstadt Sotschi empfangen. Bei dem Treffen hätten die beiden Staatschefs über die Verbesserung der bilateralen Beziehungen gesprochen, sagte Putin danach. Die Beziehungen der beiden Staaten hätten sich "völlig erholt". Thema sei zudem die Syrien-Krise gewesen.

Für Russland ist die Türkei ein ambivalenter Partner. Seit sich Erdoğan vor knapp einem Jahr bei Putin für den Abschuss eines russischen Kampfjets im türkisch-syrischen Grenzgebiet entschuldigt hat, sind die Kontakte auf höchster Ebene wieder sehr intensiv. Putin war einer der Ersten, die Erdoğan zum Sieg beim Referendum gratulierten, und der türkische Präsident ist in diesem Jahr bereits das zweite Mal in Russland. Moskau hat es geschafft, Ankara und Teheran als Co-Schirmherren für die Friedensgespräche von Astana zwischen syrischen Regierungsvertretern und bewaffneten Rebellengruppen zu gewinnen.

Nichtsdestotrotz sind die Differenzen zwischen beiden Staaten bezüglich des weiteren Vorgehens in Syrien gewaltig. Als Ankara den US-Militärschlag gegen die syrische Luftwaffe nach der mutmaßlichen Giftgasattacke in Idlib begrüßte und die Forderung nach einer Abdankung Bashar al-Assads erneuerte, klagten Moskauer Politiker darüber, dass die Türkei Russland "erneut in den Rücken" falle. Russland ist einer der engsten Verbündeten des syrischen Machthabers Bashar al-Assad, die Türkei unterstützt hingegen syrische Oppositionsgruppen. Dennoch sei es "gemeinsames Ziel "dass das Blutvergießen in Syrien so bald wie möglich endet". Die Idee, "sichere Zonen" in Syrien zu errichten, sei allerdings aus seiner Sicht nicht völlig ausgereift, so Putin nach dem Treffen.

Rückschlag in Astana

Am Mittwoch platzte die Nachricht von einem Rückschlag bei den Syrien-Gesprächen in Kasachstan in das Treffen: Aus Protest gegen fortlaufende Angriffe der Regierungstruppen setzten die Rebellen ihre Teilnahme an den Gesprächen vorübergehend aus. Das kasachische Außenministerium teilte jedoch mit, die Rebellen wollten am Donnerstag wieder an den Gesprächen teilnehmen.

In Moskau stand auch ein Ende der verbleibenden Wirtschaftssanktionen Russlands auf der Tagesordnung. Die wirtschaftlichen Beziehungen nämlich sind alles andere als sorgenfrei. Russland begrenzt seit dem Jet-Abschuss bis heute teilweise den Gemüseimport (speziell für Tomaten) aus der Türkei. Landwirtschaftsminister Alexander Tkatschow klagt nun allerdings über die türkische Reaktion: Strafzölle, die die russische Agrarwirtschaft rund 1,3 bis 1,5 Milliarden Dollar kosten.

Nach dem Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel am Dienstag und vor jenem mit Erdoğan zeichnete sich auch eine Begegnung Putins mit US-Präsident Donald Trump ab. Beide fassen ein Treffen am Rande des G20-Gipfels im Juli in Hamburg ins Auge. (ab, dpa, Reuters, 3.5.2017)