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Selbstporträt A. R. Pencks von 1991.

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Man kann nicht Penck anschauen und dabei nicht an Keith Haring denken, der solche Formen später in der US-amerikanischen Kunst populär machte. Im Bild: "Standart 1970–1972".

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Dasselbe gilt auch für eine Arbeit Pencks von 1982.

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Paris/Wien – Wie moderne Höhlenmalereien muten A. R. Pencks Leinwände an. Strichmännchen mit erigierten Penissen und Vogelköpfen oder auf allen Vieren, auf Umrisse reduzierte Augen, Autos, beißende Hunde oder Flammen zeigen sie. Oft nur in Rot und Schwarz und immer ohne Perspektive, sondern wild verstreut. Dazwischen wie Füllmaterial Pfeile, Dreiecke, Quadrate, Wellenlinien.

Standart-Bilder nannte Penck diese archaischen Inschriften und Kürzel – zusammengesetzt aus Standard und dem englischen Wort für Kunst. Dieses Vokabular sollte, so stellte der Künstler es sich vor, wie Verkehrszeichen für jeden schnell und einfach lesbar sein.

Gegen Trennung, für's Individuum

Auch wenn der 1939 in Dresden geborene Maler, Grafiker und Bildhauer sonst mit der DDR nichts am Hut hatte – diese Intention teilen seine Arbeiten mit dem dort damals vorherrschenden Sozialistischen Realismus. Bloß war Pencks Botschaft eine andere: Er verurteilte in seiner Arbeit die Trennung Deutschlands und war für die Suche des Individuums nach einer freien Gesellschaft.

Was Unfreiheit bedeutete, wusste er ja. 1953 in die von Jürgen Böttcher neu gegründete, progressive Künstlergruppe "Erste Phalanx Nedserd" (der Name setzt sich aus der vordersten Reihe einer Kampfformation und Dresden rückwärts zusammen) hineingerutscht, war für Penck im DDR-Kunstsystem von Anfang an nichts zu erreichen. Das verbaute ihm die Aufnahme in eine der Kunstakademien wie auch in den Verband Bildender Künstler der DDR. Er schlug sich mit Jobs durch.

Ausbürgerung und "Neue Wilde"

1969 wurde die Staatssicherheit auf ihn aufmerksam und beschlagnahmte Bilder. Auch daher die lange Liste seiner Pseudonyme von Mike Hammer bis Y. Mitte der 1970er-Jahre lernte er Jörg Immendorff kennen, und zusammen arbeiteten sie, jeder von einer Seite, künstlerisch gegen die innerdeutsche Grenze an.

1980 wurde Penck schließlich ausgebürgert und siedelte in den Westen um. Von dort hatte er zu der Zeit schon Preise erhalten, und dort wurde er zum Vater der "Neuen Wilden". Er zog nach Paris und London, wurde Professor in Düsseldorf, ab 2003 lebte er in Dublin.

Der dreimalige Documenta-Teilnehmer (1972, 1982 und 1992) machte auch Musik, schrieb Gedichte und Essays. Er starb am Dienstag 77-jährig in Zürich nach längerer Krankheit, teilte am Mittwochabend der Galerist Michael Werner mit, der Penck Ende der 1960er-Jahre entdeckt und erstmals ausgestellt hatte. (Michael Wurmitzer, 3.5.2017)