Miami – Delfine in freier Wildbahn sind einer neuen Studie zufolge viel häufiger krank als ihre in Gefangenschaft lebenden Artgenossen. Wie Forscher um Patricia Fair von der Medizinischen Universität von South Carolina im Fachmagazin "Plos One" berichten, sei dies auf Umwelteinflüsse zurückzuführen – vor allem auf die Verschmutzungen der Lebensräume der Meeressäuger.
Die Wissenschafter verglichen in ihrer Untersuchung vier Gruppen von Großen Tümmlern, einer in allen Ozeanen verbreiteten Delfinart: Zwei freilebende Populationen in den Gewässern vor Florida und South Carolina und je eine Delfingruppe im Georgia Aquarium in Atlanta und eine in einer Marine-Forschungsstation in San Diego.
Verschmutzte Ozeane
Weniger als die Hälfte der wilden Delfine waren der Studie zufolge "klinisch normal", viele wiesen eine chronisch erhöhte Immunabwehr auf. Wahrscheinlich handle es sich dabei um permanente Reaktionen gegen Krankheitserreger, Parasiten und von Menschen verursachte Verschmutzungen im Ozean, die es unter Zoobedingungen so nicht gebe, sagte Fair. Dies begünstige die alarmierend hohe Krankheitsanfälligkeit der Tiere, die zu beobachten sei. Beim Menschen seien chronische Immunreaktionen Anzeichen für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine verstärkte Anfälligkeit für Infektionen.
Wilde Delfine aus der Indian River Lagune in Florida wiesen zudem hohe Bleiwerte auf, die Säuger aus freien Gewässern von Charleston in South Carolina hatten demnach Rückstände von offenbar aus chemischer Produktion stammenden organischen Chemieabfällen in sich. Die Vergleichstiere aus dem Georgia Aquarium in Atlanta und dem Naval Warfare Systems Center in San Diego in Kalifornien zeigten dagegen keine auffälligen Werte. (APA, 4.5.2017)