Das Risiko, dass ein Kind später sprechen lerne, steige pro 30 Minuten Zeit am Bildschirm sogar um 49 Prozent, so die Wissenschafter.

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Kein Bildschirm bis sechs Jahre oder Programmieren mit drei – ob und ab wann Computer und Smartphones mit ihren Apps für Kleinkinder Fluch oder Segen sind, ist eine der großen Glaubensfragen für Eltern. Wissenschaftliche Fakten zu einem Aspekt des Themas liefert nun eine große Studie, die demnächst beim Jahrestreffen der kinderärztlichen Vereinigungen in den USA präsentiert werden wird. Die Untersuchung weist darauf hin, dass Kinder, die vor dem Sprechenlernen bereits regelmäßig Zeit mit Tablets, Smartphones und anderen in der Hand zu haltenden Bildschirmen verbringen, später sprechen lernen.

Kein Einfluss auf andere Fähigkeiten

Für die Studie wurden 894 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahre beobachtet und deren Eltern befragt. Im Untersuchungszeitraum verbrachte jedes fünfte Kind täglich rund 28 Minuten mit den Geräten. Die Forscherinnen und Forscher um Catherine Birken vom The Hospital for Sick Children im kanadischen Toronto fanden heraus, dass mit der Dauer, die ein Kind täglich mit den Geräten verbrachte, die Wahrscheinlichkeit einer Sprachverzügerung stieg. Das Risiko, dass ein Kind später sprechen lerne, steige pro 30 Minuten Zeit am Bildschirm sogar um 49 Prozent, so die Wissenschafter. Einflüsse auf andere Fähigkeiten der Kinder wie etwa soziale Interaktionen mit ihrer Umwelt oder körpersprachliche Entwicklung waren nicht nachweisbar.

Passt zur Empfehlung von US-Kinderärzten

"Unsere Studie zeigt als erste einen Zusammenhang zwischen der Zeit, die Kinder mit in der Hand zu haltenden Bildschirmen verbringen und ihrer verzögerten Sprachentwicklung", sagt Birken. Dieses Ergebnis würde die aktuelle Empfehlung der Amerikanischen Pädiatrischen Gesellschaft unterstützen, die davon abrät, Kinder unter achtzehn Monaten mit Bildschirmmedien zu konfrontieren. (lima, 23.5.217)