Im Straßenbau soll es zu Preisabsprachen gekommen sein. Razzien gab es etwa bei Strabag und Porr.

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Wien – Die Aktien der heimischen Bauwerte Porr und Strabag sind am Freitag zum Handelsstart an der Wiener Börse nach Medienberichten über großangelegte Razzien massiv unter Druck geraten. Die Papiere der Porr starteten um deutliche 10,70 Prozent schwächer bei 29,20 Euro in den Handel. Strabag-Titel verloren ebenfalls klare 6,10 Prozent auf 35,40 Euro.

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Tatsächlich ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) seit dem Vorjahr gegen führende heimische Anbieter im Tiefbau, wie DER STANDARD erfahren hat. Es geht um den Verdacht auf Preisabsprachen bei öffentlichen Vergaben im Straßenbau und bei Straßensanierungen. Konkret erhebt die Behörde den Vorwurf "wettbewerbsbeschränkender Absprachen bei Vergabeverfahren", wie der Tatbestand gemäß Paragraf 168b Strafgesetzbuch heißt. Der Schaden, den die WKStA gemäß Durchsuchungsbefehl ansetzt, beträgt zumindest 100 Millionen Euro, die Verstöße sollen in den Jahren 2008 bis 2014 erfolgt sein.

Auch Platzhirsche unter Verdacht

Betroffen ist eine Reihe von Unternehmen, auch Zulieferfirmen, die etwa im Geschäft mit Schotter aktiv sind, stehen im Visier der Justiz. Mit dabei sind auch Platzhirsche der Baubranche wie Strabag und Porr. Porr bestätigte die Razzien: "Gestern wurden an vier Teerag-Asdag- und Porr-Standorten Hausdurchsuchungen wegen des Vorwurfs rechtswidriger Absprachen durchgeführt", teilte der Konzern auf Anfrage mit. Genauere Angaben wurden nicht gemacht, weil es sich um Projekte lokaler Einheiten handle. Man kooperiere vollumfänglich mit den Behörden, erklärte die Porr.

Auch eine Sprecherin der Strabag räumte am Donnerstagabend ein, dass in den "Niederlassungen in Wien und Spittal an der Drau am Mittwoch Hausdurchsuchungen stattgefunden haben. Im Zuge der Ermittlungen wurden wir gebeten, die Recherchen durch die Herausgabe von Dokumenten zu unterstützen – ein Ersuchen, dem wir natürlich nachkommen."

Ausgemachte Sache

Die Ermittler untersuchen besonders Aufträge für Straßenbauprojekte in Kärnten und der Steiermark, und es geht auch um Aufträge für Sanierungsarbeiten – etwa um solche auf der Pyhrnautobahn (A9) oder auf Landes- und Bundesstraßen.

Im Kern geht es bei den Vorwürfen darum, dass die Baufirmen die Preise bei öffentlichen Aufträgen abgesprochen hätten, in dem Zusammenhang sollen Scheinangebote gelegt worden sein. Die Vorgangsweise soll so ausgesehen haben: Die Unternehmen hätten sich abgesprochen, wer zu welchem Preis anbietet. Wer den Auftrag erhält, war somit schon vorher ausgemachte Sache.

Die Unternehmen, die nicht zum Zug kamen, hätten demnach vom Auftragnehmer eine Abschlagszahlung erhalten. In diesem Schema seien die Firmen dann abwechselnd zum Zug gekommen, hieß es gegenüber dem STANDARD. Es gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, Andreas Schnauder, 4.5.2017)