Der Uni Linz dürfe finanziell nicht "auf den Kopf fallen", dass sie in Teilbereichen schon jetzt relativ gute Betreuungsverhältnisse habe, fordert Rektor Meinhard Lukas.

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Linz – Nicht nur der Senat der Johannes-Kepler-Universität (JKU) Linz lehnt die geplante neue Studienplatzfinanzierung "entschieden" ab, auch der Rektor der JKU, Meinhard Lukas, ist in dieser Frage "völlig einig mit dem Senat". Im STANDARD-Gespräch betont Lukas, dass die Uni Linz zwar Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehners (ÖVP) Bemühen um eine "namhafte Steigerung des Unibudgets" anerkenne und auch die Idee einer Studienplatzfinanzierung an sich unterstütze, aber: "Das jetzt vorgelegte Modell ist völlig undenkbar."

Denn von den 1,35 Milliarden Euro, um die Mitterlehner das Unibudget für 2019 bis 2021 aufstocken will, "würden 80 Prozent in zwei Bundesländer gehen – nach Wien und in die Steiermark", kritisiert Lukas. "Oberösterreich würde davon nur drei Prozent bekommen. Das Modell verstärkt die bestehenden Ungleichheiten in der Finanzierung weiter." Derzeit bekomme die JKU nur 4,5 Prozent des gesamten Unibudgets.

Was der Uni Linz "auf den Kopf fallen" würde

Warum würde Linz so wenig vom Kuchen bekommen? Weil zentrale Parameter im neuen Finanzierungsmodell, das auf drei Säulen (Lehre, Forschung, Infrastruktur) basiert, falsch ausgerichtet seien, sagt Lukas. So nehme der Bereich der Lehre, die ja ein Kernelement der intendierten Qualitätsverbesserung ist, "keine Rücksicht auf besonders aufwendige Betreuungssituationen, etwa für Berufstätige, für Studierende aus bildungsfernen Schichten oder mit besonderen Bedürfnissen".

Ja, die Uni Linz habe im Mint-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) schon jetzt relativ gute Betreuungsrelationen, "aber uns fällt etwas anderes auf den Kopf", sagt der Rektor. Die Uni Linz habe nämlich nicht nur einen überdurchschnittlich hohen Anteil an berufstätigen Studierenden (JKU: 74 Prozent, Österreichschnitt: 61 Prozent, in Linz arbeiten 30 Prozent der Studierenden mehr als 35 Stunden pro Woche, österreichweit sind es neun Prozent), für die besondere Studienangebote zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel ein Multimedia-Studium für Jus, sondern auch das uniweite Projekt "Integriert studieren", beispielsweise mit dem Vorreiterstudium Informatik für Blinde. Alles Angebote, die entsprechend personalintensiv seien, im neuen Modell aber nicht honoriert würden.

"Kleine Unis verlieren automatisch"

Eine andere Kritik der Linzer richtet sich gegen die geplante Forschungsfinanzierung. Die müsse "leistungsorientiert und nicht inputorientiert" sein, sagt der JKU-Chef, also nicht nach dem Motto "Wer schon viel hat, bekommt noch mehr". Derzeit sei aber geplant, dass 90 Prozent des Geldes für Forschung auf Basis des aktuellen Personalstands fließen: "Dann verlieren kleine Unis automatisch", warnt Lukas und fordert eine viel stärkere Einbeziehung eingeworbener Drittmittel und sonstigen Forschungsoutputs. Die Uni Linz würde derzeit die uniinterne Finanzierung so umstellen, "dass ein Professor nicht mehr quasi Geld für die nächsten 40 Jahre fix zugesichert bekommt, sondern wir wollen viel stärker Richtung Projektfinanzierung gehen".

Nicht zuletzt verweist der JKU-Rektor auf den Aspekt "Standortfaktor Uni". Die Uni Linz sei "einem Anspruch der hiesigen Industrie als Motor für Innovation ausgesetzt", der in die finanzielle Dotierung einfließen müsse, andernfalls, warnt Lukas, "kommt der Ruf der Industrie nach einer eigenen technischen Universität in Linz nicht überraschend". Graz hingegen, das neben der Uni auch eine TU habe, erhalte dreimal so viel Unibudget wie Linz.

Den antizipierten Verweis des Ministeriums auf die dritte Säule der neuen Unifinanzierung – Infrastruktur und Strategie – nimmt Lukas vorweg mit Verweis auf die finanzielle Dimension dieses Topfes: "Daraus werden 200 bis 300 Millionen Euro verteilt. Bei den zwei anderen Säulen reden wir von zehn bis elf Milliarden Euro."

Im Wissenschaftsministerium wurde auf STANDARD-Anfrage zur Kritik aus Linz auf die laufenden Gespräche mit der SPÖ verwiesen. Bis Juni wolle man, wie im Regierungsprogramm vereinbart, ein Konzept präsentieren. (Lisa Nimmervoll, 5.5.2017)