Berlin – Die Museen in Deutschland fordern mehr Geld, um sich für das digitale Zeitalter fit zu machen. Zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Museumsbunds sagte dessen Präsident Prof. Eckart Köhne (50) der Deutschen Presse-Agentur, Internet und soziale Medien seien die große Zukunftschance für Museen. "Wir erreichen damit auch Menschen, die sonst nicht zu uns kommen, weil wir sie zuhause abholen können."

Allerdings gebe es für die neuen Aufgaben kein Geld. "Nach den Jahren des Abschmelzens und Sparens gibt es bei den meisten Institutionen keine Reserven mehr. Wir sind am Ende unserer Möglichkeiten angelangt", sagte Köhne. Dabei sei die Entwicklung digitaler Strategien mit viel personellem und technischem Aufwand verbunden. "Hier muss es zusätzliche Hilfe geben, die sich nicht in schönen Einzelprojekten erschöpft. Wir brauchen dauerhafte Unterstützung."

Umgang mit Originalen unersetzbar

Dass das Internet mit seinen massenhaften Informationen die Museen verdrängen könnte, glaubt der Verbandspräsident nicht. "Wer sich im weltweiten Netz informiert, tut das am besten auf den Seiten, die von Profis wie den Museen gemacht werden", sagt er. "Außerdem ersetzen weder der Brockhaus früher noch das Internet heute den Umgang mit den Originalen. Die Wirkung eines Gemäldes, die Größe eines Wal-Skeletts oder die Authentizität eines Grabungsfundes lassen sich nur im direkten Kontakt wirklich erleben."

Trotzdem müssen sich die Museen seiner Ansicht nach stärker um Profil und Sichtbarkeit bemühen. "Unsere Gesellschaft ist im Umbruch. Durch Migration, moderne Technologien und geänderte Wissensanforderungen kommen neue Herausforderungen auf uns zu. Gerade da sollten die Museen bewusst zur öffentlichen Meinungsbildung beitragen und ihre Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen."

Jahrestagung

Bei der Jahrestagung, die vom 7. bis 10. Mai in der Staatsbibliothek in Berlin stattfindet, stehen diese Themen ganz oben auf der Tagesordnung. Zum Auftakt wird am Sonntag in einem Festakt (19.00 Uhr) im Deutschen Historischen Museum das 100-jährige Bestehen des Verbands gefeiert. Als Gäste werden rund 400 Museumsexperten sowie Vertreter aus Politik und Kultur erwartet.

Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Verbandsmitglieder von 2000 auf gut 3000 erhöht. "Wir sind ein Verband, der stark wächst. Wir sind auf einem guten Weg", sagt Köhne, der im Hauptberuf Direktor das Badischen Landesmuseums in Karlsruhe ist. "Museen sind gut beraten, sich sehr vielfältig zu vernetzen, im Kollegenkreis voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu unterstützen – und der Deutsche Museumsbund ist die perfekte Plattform dafür."

Ein Zukunftswunsch zum 100. Geburtstag wäre für Köhne der kostenlose Eintritt in Museen, die ihre eigenen Sammlungen präsentieren. "Das passt nicht für jedes Museum. In Städten mit vielen Touristen etwa macht es keinen Sinn", sagt er. "Aber eigentlich sollte Kultur möglichst vielen Menschen zugänglich sein. Schließlich gehört sie den Bürgern und nicht den Museen." (APA, 5.5.2017)