Walter Schmögner: ungebrochene Lust auf Fantasieräume.

Foto: Matthias Cremer

Ein in Mischtechnik gehaltenes Werk im typischen Schmögner-Stil: Das Bild aus dem Jahr 2016 trägt den Titel "Samurai".

Foto: Galerie Welz

Die Zahl 500, auf halber Strecke zwischen null und tausend gelegen, ist eine magische Zahl. Vor allem dann, wenn sie für eine imposante publizistische Wegmarke steht. In dieser Woche druckt DER STANDARD das fünfhundertste Co & Mix ab, das der 1943 in Wien geborene Maler, Grafiker, Zeichner und Buchillustrator Walter Schmögner für diese Zeitung kreiert hat. Schmögners Zeichungen sind ein Langzeitfeature, das die Seite acht des ALBUM seit vielen Jahren zuverlässig und zur Freude vieler Leser schmückt.

Schmögner ist ein Künstler von enormer Vielfältigkeit, der sich auf keine einfache Formel reduzieren lässt. Seinen ersten großen Erfolg feierte er mit dem Drachenbuch, einem internationalen Kinderbuch-Best- und Longseller. In den 1980er-Jahren wurde ein von ihm entworfenes Briefmarkenmotiv – eine von Fliegen umkreiste, malerisch verrottende Birne – zum nationalen Skandal: Zu weit von jeder staatstragenden Ikonografie entfernt erschien das provokative Sujet vielen Betrachtern.

Unlängst hat Schmögner für sein jüngstes Buch, eine Gemeinschaftsarbeit mit dem burgenländischen Gitarrenvirtuosen Harri Stojka, dessen Mundartgedichte er kongenial illustriert hat, sogar sein angestammtes Arbeitsgebiet erweitert und Stoika als Percussionist begleitet (a guada tog oder a zprackta braucht kaan karakta, Ed. Keiper 2016).

Es ziehen sich zwar einige wiederkehrende rote (und andersfarbige) Motivfäden durch Schmögners Co & Mix-Serie. Häufig tauchen ovale Objekte auf, denen seine offenkundige Bewunderung gilt: Kokons, Eier und allerlei anderes fantasieanregend Unbestimmbares. Nicht selten laden von Treppen durchwirkte unterirdische Scheinräume mit mysteriösen Lichteinfällen zur staunenden Erkundung ein.

Bunte Wiedergeburt

Auch an handfesten politischen Messages lässt es Schmögner bei passendem Anlass nicht mangeln. Zuletzt hat er während des schier endlosen Bundespräsidentschaftswahlkampfs 2016 sehr explizit Position gegen einen der beiden Kandidaten bezogen. Zur Erinnerung: Van der Bellen war es nicht, den Schmögner aufs Korn nahm. Das Erwartbarste an Schmögner ist freilich seine Unerwartbarkeit, die zeigt, dass seine Lust an der Erkundung neuer Fantasielandschaften nach wie vor ungebrochen ist,

Schmögners Comicstrip erschien erstmals 1996 im STANDARD, damals noch in einer "graueren" Phase des Künstlers; dann machten er etliche Jahre Pause. Seit ihrer bunten Wiedergeburt im 2007 erscheinen die Co & Mix ohne Unterbrechung jede Woche. Das erste halbe Tausend Schmögners ist voll, wir warten gespannt auf das zweite. Ad multos annos! (Christoph Winder, 7.5.2017)