Belgrad – Jahrzehntelang wurde das Thema totgeschwiegen, jetzt erlaubt Serbien das Gedenken an hunderttausende vertriebene Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg. Der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic weihte am Samstag in der Gemeinde Jarek nördlich der Stadt Novi Sad eine Gedenkstätte für die misshandelten, vertriebenen und ermordeten "Donauschwaben" ein.

Der Schritt wurde als Geste der Regierung für die Aussöhnung und die Auseinandersetzung mit diesem bisherigen Tabuthema aufgefasst. "Nur durch die Achtung fremder Opfer werden wir das Recht haben, auch Respekt und Recht für unsere Opfer zu verlangen", begründete Vucic den serbischen Schwenk.

Historiker schätzen, dass sich die Hälfte der 550.000 Deutschen im damaligen Jugoslawien der Hitler-Ideologie verschrieben hatte und dass zahlreiche von ihnen zum Beispiel in der Waffen-SS schwere Kriegsverbrechen verübt haben. Da sie am Kriegsende deswegen Sanktionen befürchteten, zog gut die Hälfte dieser Menschen gemeinsam mit der deutschen Armee "freiwillig" aus der alten Heimat aus

Etwa 160.000 "Unbelastete" wollten ihre Heimat nicht verlassen, wurden aber kollektiv von der Regierung in Belgrad zu "Kriegsverbrechern und Volksfeinden" erklärt. Das Lager Jarek existierte von Dezember 1944 bis April 1946. Hier waren bis zu 17.000 Menschen interniert, von denen 6.500 starben. Heute leben noch etwa 4.000 Deutsche in Serbien. (APA/dpa, 6.5.2017)