Sorgfalt bei der Auswahl: Ein Büstenhalter sollte gut sitzen. Forscher arbeiten an einer Verbesserung der BH-Träger.

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Weltweit 30 Prozent der Frauen tragen einen BH. Jedoch passt jeder zweite BH nicht korrekt, was dauerhafte negative gesundheitliche Folgen für die Trägerin haben kann. Ein Team mit Mitgliedern aus der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) an und Forschern vom Hohenstein Institut für Textilinnovation wollen die optimale Passform herausfinden.

Denn: Ein Büstenhalter, der nicht richtig sitzt, kann für die Trägerin Schmerzen und Druckstellen statt sanfter Unterstützung zur Folgen haben. Insbesondere falsche Einstellungen oder unkomfortable Passformen der BH-Träger sind hieran maßgeblich beteiligt.

So können schmale Träger in Verbindung mit großen Cups Deformationen des Bindegewebes bewirken. BH-Träger verlaufen meist im Schulter- und Nackenbereich, wo auch viele Muskeln und Nerven liegen. Häufig kommt es in diesen empfindlichen Bereichen durch falsch sitzende BH-Träger zu dauerhaften Druckstellen und tiefen Furchen, die das darunter liegende Gewebe in Mitleidenschaft ziehen. Kopfschmerzen und bleibende Verspannungen im Rücken-, Nacken-, Arm- oder Schulterbereich sind dann oftmals die Folge.

Kopf, Hals und Schulter

Mit neuen Messmethoden wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie man BH-Trägersysteme verbessern könnte. "Wir haben uns gefragt: Wie kann man den Druck der BH-Träger auf die Schulterpartie verändern, damit die bekannten Beschwerden nicht mehr auftreten?", erklärt Angela Mahr-Erhardt, Projektleiterin am Hohenstein Institut für Textilinnovation, und fährt fort: "Bislang ist das Zusammenspiel von BH-Konstruktion, Brustvolumen und dem daraus hervorgehenden Druck im Schulterbereich noch nicht erforscht. Da schauen wir jetzt genauer hin."

Ihr Kollege Martin Harnisch, Experte für Druckmessungen und Hautsensorik ergänzt: "Beispielsweise untersuchen wir, wie BH-Träger beschaffen sein müssen, damit sich der Druck gleichmäßig über die gesamte Trägerbreite aufbauen kann. Uns interessiert dabei auch das subjektive Empfinden, das ein Träger beim Kontakt mit der Haut auslöst. Durch spezielle Messungen der hautsensorischen Eigenschaften versuchen wir dies objektiv zu bewerten." Bisher konnten die hautsensorischen Eigenschaften von BH-Trägern nur in aufwändigen Trageversuchen ermittelt werden.

Nun planen die Forscher erstmals den Einsatz eines Messtorsos in Kombination mit hochauflösenden Druckfolien. Welche Kraft die Brust auf die BH-Träger ausübt und ob sich der dadurch entstehende Druck gleichmäßig über die Breite der Träger aufbaut, ist derzeit noch unbekannt. Um das Zusammenspiel von BH-Konstruktion, Brustvolumen und Druck im Schulterbereich zu klären, müssen neue Messverfahren entwickelt werden. (red/idw, 8.5.2017)