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Wien – Bei der zweiten Tranche der Investitionszuwachsprämie für Klein- und Mittelbetriebe im Jahr 2018 soll nach dem Willen von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl alles besser werden. "Die Investitionsförderung war schon weg, bevor die Durchführungsrichtlinie überhaupt vorlag", sagte Leitl am Dienstag. Um die Wirkung der zweiten, ebenfalls aus 80 Millionen Euro bestehenden Anschubhilfe zu verbessern, sollte sie mit Garantieinstrumenten kombiniert werden, sagt Leitl, "sonst wird das wieder so kurzfristig und verpufft".

Der Vorteil von Garantien, wie sie die staatliche Förderbank AWS für Investitionskredite vergibt: Die Hebelwirkung des Geldes wird verstärkt. "Mit 80 Millionen könnte man 2,5 Milliarden Euro an Investitionen auslösen, die in den nächsten fünf bis acht Jahren eine beträchtliche Wirkung entfalten können", rechnet Leitl vor. "Wir brauchen eine Hammerwirkung, keine Placebo-Wirkung."

Keine Besserung in Sicht

Denn Besserung ist auf der Investitionsseite offenbar nicht in Sicht. Nach einer Halbierung der Investitionen in den vergangenen Jahren auf fünf Prozent sei 2016 ein weiterer Rückgang zu verzeichnen gewesen, beklagte Leitl mit Verweis auf die alljährlich von Wirtschaftskammer, Austria Wirtschaftsservice und Marketmind unter Österreichs Betrieben durchgeführte Finanzierungsumfrage. Statt zwölf Prozent der Unternehmen hätten nur acht Prozent größere Vorhaben realisiert. "Das ist um ein Drittel weniger", mahnte Leitl. "Und das macht uns große Sorgen." Insgesamt lagen die 2016 realisierten Investitionen auf dem Niveau von 2012.

Die mehr als 1.730 befragten Betriebsinhaber nannten ein Haupthindernis: Der Zugang zu Fremdfinanzierung ist neun Jahre nach der Finanzkrise noch immer mit Hindernissen gepflastert. Die Banken verlangten Sicherheiten, die selbst innovative Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung neuer Produkte investieren, nicht bieten könnten.

Mangel herrscht demnach nicht an Liquidität, Investitionen würden wieder vermehrt aus dem Cashflow finanziert statt mit Kredit. Deshalb sollte die öffentliche Hand mit Haftungen einspringen, so Leitls Appell.

Weniger Bankkredite

Laut der Erhebung nahmen praktisch alle Firmen mit weniger als 50 Beschäftigten im Vorjahr weniger Bankkredite auf als im Jahr 2015. Mehr als ein Drittel (38,6 Prozent) hätten gern mehr investiert, sind aber mit ihrem Investitionswunsch gescheitert. Davon klappte es bei der Hälfte nicht mit einer internen Finanzierung, Jeder sechste Betrieb scheiterte bei einer externen Finanzierung. Nur 44 Prozent der Unternehmen bekamen den Kredit in der beantragten Höhe.

Wohl ist der Anteil jener Betriebe, deren Kreditbedarf gedeckt wurde, leicht angestiegen. 27 Prozent der Firmen blitzten mit ihren Kreditwünschen allerdings ab. Jedes zehnte Unternehmen musste Abstriche vornehmen, weil das Fremdkapital nicht in gewünschter Höhe gewährt wurde. Letzteres wurde mit den Sicherheiten begründet, die in sieben von zehn Fällen nicht ausreichten. "Die verlangten Sicherheiten erweisen sich vielfach als Strangulierungen", schimpft Leitl.

Verschoben, nicht aufgehoben

Sechs von zehn Unternehmen würden Investitionen deshalb aufschieben. Am stärksten betroffen, warnt der Kammerpräsident: Jene Unternehmen, die Österreich dringend brauche, innovative, schnell wachsende Betriebe. Auf dem Spiel stehe somit nicht weniger als die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft,

Die Bankenregulierung sei zu restriktiv, Klein- und "Mikro"-Unternehmen sei es mangels Sicherheiten fast unmöglich, Bankenfinanzierungen zu erhalten, warnt AWS-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister. Die Sicherheitenklemme dürfe sich nicht zur Innovationsklemme auswachsen, warnt Leitl.

Bei aller Kritik an Bankenregulierung und Kreditklemme: Den Eindruck, Österreichs Kreditwirtschaft vergebe keine Kredite, wollte man nicht erwecken. Insgesamt betrage das Kreditvolumen in Österreich eine Milliarde Euro. Die AWS hingegen garantiere rund eine Milliarde. Aber Qualität und Quantität der verlangten Sicherheiten würden steigen. (ung, 10.5.2017)