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Amazon Fresh mischt seit einer Woche den deutschen Lebensmittelhandel auf.

Foto: Reuters/NOAH BERGER

Wien – Seit vergangener Woche liefert der Onlinehändler Amazon frische Lebensmittel direkt vor die Haustüre von Berliner Kunden. Supermärkte stehen damit vor einer neuen Herausforderung auf einem bereits umkämpften Terrain. In Österreich teilen sich Großhandelsketten den Onlinemarkt mit regionalen Zustellunternehmen und Start-ups.

Trotz stark wachsender Bestellzahlen rentiert sich das Onlinegeschäft für die Handelsketten bisher kaum. Der Grund dafür sind die hohen Logistikkosten, die der Service mit sich bringt: "Die Investitionen haben sich noch nicht ganz gerechnet", sagt etwa Unimarkt-Sprecher Werner Schickmayr. Das Unternehmen betreibt seit zwei Jahren einen österreichweiten Onlinemarkt. Genaue Zahlen für den Web-Marktanteil will man weder bei Unimarkt noch bei der Konkurrenz nennen: In etwa entspreche er jenem von ein bis zwei stationären Filialen.

Umsatz wächst rasant

Onlinebestellungen seien in den vergangenen Jahren sukzessive angestiegen, sagte auch Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher im Gespräch mit dem STANDARD. Allein seit vergangenem Jahr sei der Internetumsatz um 150 Prozent gewachsen: "Bei uns kaufen sowohl junge, technikaffine Menschen ein wie auch Pensionisten, die den Einkauf nicht in höhere Stockwerke tragen möchten." Wie auch Amazon setzen viele Ketten auf eine Flatrate – Kunden zahlen dabei eine monatliche oder jährliche Zustellgebühr.

Für Einzellieferungen liegen die Preise – je nach Anbieter und Liefergeschwindigkeit – zwischen vier und sieben Euro pro Einkauf. Die meisten Händler setzen bisher Filialmitarbeiter als "Personal Shopper" ein. Diese sammeln die Bestellungen vor der Auslieferung in den Filialen zusammen. Verpasst ein Käufer die Zustellung, wird in seltenen Fällen erneut zugestellt – oder aber der Kunde bleibt auf dem Kaufbetrag sitzen.

Bei Unimarkt werden Bestellungen hingegen in einer externen Zentrale zusammengestellt und von dort aus ausgeliefert. Kunden erhalten die Lieferungen in verplombten Isolierboxen. Auf ein ähnliches Modell will auch Billa ab Mai ausweichen, um die Personalauslastung in den Filialen zu reduzieren.

Testlauf bei Spar

Die Akzeptanz des Onlineeinkaufs würde in Österreich steigen, der Markt sei aber kaum noch ausgeschöpft, heißt es bei Spar: "Wir sehen uns in der Testphase", sagt Sprecherin Nicole Berkmann. Vor allem in Städten sei das Interesse groß. Onlineriesen wie Amazon wolle man mit gezielten regionalen Angeboten und vorhandenem Marktwissen gegensteuern. Eine STANDARD-Anfrage, ob der Lieferservice künftig auch nach Österreich expandieren werde, ließ Amazon unbeantwortet. (Nora Laufer, 10.5.2017)