Ankara/Berlin – Der ehemalige Chefredakteur der türkischen regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar, glaubt nicht an ein Referendum über die Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei. "Ich halte das für einen Bluff", sagte Dündar der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch).

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte nach dem Putschversuch Mitte 2016 mehrfach die Wiedereinführung der Todesstrafe ins Spiel gebracht, hierzu regte er ein Referendum an. "Das Risiko wäre zu groß für ihn. Humanistisch, aber eben auch politisch und ökonomisch würde das die Türkei um Jahrzehnte zurückwerfen", sagte Dündar. "Die EU würde ihre Wirtschaftsbeziehungen kappen mit dramatischen Folgen für die Türkei. Diese Sprengkraft sollte Erdogan bewusst sein." Der türkische Präsident benutze das Thema als Drohkulisse. Sicher sei er sich aber nicht.

Dündar lebt seit geraumer Zeit in Deutschland im Exil. Er setzt sich weiter für Demokratie und Meinungsfreiheit in seiner Heimat ein. Mehrere "Cumhuriyet"-Mitarbeiter sitzen in Untersuchungshaft. (APA, 10.5.2017)