Reinhold Mitterlehner tritt zurück.

Foto: tvthek.orf.at/screenshot

Mit einem Kabelgewirr hatte Hans Bürger am Mittwoch zu Mittag beim Live-Einstieg aus der schwarzen Parteizentrale zu kämpfen. "Wos wollt’s überhaupt von mir", wusste der ORF-Chefinnenpolitiker weniger darüber, dass er bereits auf Sendung war, als über den baldigen Mangelzustand der Republik.

Ein solches Gewirks war Vizekanzler Reinhold Mitterlehner zu blöd geworden, weshalb er nun zur Verkündigung seines Rücktritts einberief. "Sie können sich vorstellen, dass die Leitung nicht so funktioniert, wie wir es uns wünschen", klagte Bürger, "hier ist viel los."

Souveräner dagegen Django. Selten hatte man ihn so beschwingt gesehen wie bei diesem letzten/ersten Behaupten von Autonomie. Beinah möchte man sagen, in seinem Gesicht ging die Sonne auf. Zugleich entlud sich ein Gewitter: ORF-Schelte, ÖVP-Schelte – nur am Koalitionspartner hatte er nichts auszusetzen. Das dankte Kanzler Christian Kern beim Auftritt eine Stunde später mit farblich passender Krawatte.

Größere Probleme bereitete das Feintuning weiterhin aber dem ORF. Wer per TVthek neu in den Livestream der ZiB-Spezial einstieg, wurde mit Mitterlehners Rücktritt in Wiederholung bespielt. Wer den ersten Livestream nicht verlassen hatte, konnte eine halbe Stunde dabei sein, wie Simone Stribl vor dem Bundeskanzleramt ihres televisionären Einsatzes harrte.

Dass sie in der TVthek live war, wusste sie dem Anschein nach: "Sollt net sein." Bloß ließ sich offenbar nichts dagegen machen. Verloren blickte die Reporterin um sich, aufs Handy, wieder in die Kamera. Sie konnte einem leidtun. Wenigstens wärmte sie Sonnenschein.

Übrigens: Zumindest im ORF ist die Rücktrittsroutine mittlerweile wieder eingekehrt. (Michael Wurmitzer, 10.5.2017)