München/Hamburg – Im Zuge der Durchsuchungen an deutschen Bundeswehrstandorten auf Wehrmachtsdevotionalien ist einem Medienbericht zufolge auch ein Foto des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt (SPD) entfernt worden.

An der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg sei ein Foto abgehängt worden, das Schmidt in Wehrmachtsuniform zeige, berichtete das Magazin "Focus" am Freitag im Voraus aus seiner neuen Ausgabe unter Berufung auf Bundeswehrkreise.

Anweisung

Hintergrund ist eine per E-Mail ergangene Anweisung an Soldaten infolge des Skandals um rechtsextreme Vorfälle bei der Bundeswehr. Darin werden die Offiziere dem Bericht zufolge angewiesen, alle "Symbole der NS-Zeit, Wehrmachtsdevotionalien (vom Bajonett bis zum Wehrmachtsstahlhelm), Wehrmachtsbilder, Wehrmachtsattribute, Sinnsprüche mit Vergleichen/Beschreibungen oder Zitaten aus der NS-Zeit, sämtliche Gegenstände (jede Art von Darstellung), welche mit einer Sympathie/Verehrung der Wehrmacht in Verbindung gebracht werden könnten", umgehend aus den Diensträumen zu entfernen.

Schmidt wurde im Jahr 1918 geboren. Im Zweiten Weltkrieg gehörte er der Wehrmacht an, zu Kriegsende war er 27 Jahre alt. Von 1974 bis 1982 war er Bundeskanzler. Der Sozialdemokrat starb 2015 im Alter von 97 Jahren.

Den Bundeswehr-Skandal hatte die Festnahme von Franco A. am 26. April ins Rollen gebracht. Der seither inhaftierte Oberleutnant hatte sich monatelang als syrischer Flüchtling ausgegeben und offenbar einen Anschlag geplant. In die Anschlagspläne soll auch ein Student eingebunden gewesen sein, der ebenfalls seit Ende April in Haft sitzt, ebenso wie ein weiterer Offizier, der vor wenigen Tagen festgenommen wurde.

Der Bundeswehr lagen schon seit 2014 Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung von A. vor, ohne dass Konsequenzen folgten. Bei der Aufarbeitung des Falls waren in der Kaserne in Illkirch (Frankreich), wo A. stationiert war, zudem Wehrmachtsdevotionalien in einem Freizeitraum entdeckt worden. Generalinspekteur Volker Wieker ordnete daraufhin an, sämtliche Kasernen und Bundeswehrgebäude nach Wehrmachtsandenken zu durchsuchen und diese zu entfernen. (APA, 12.5.2017)