(Vor dem frisch aufgeschütteten Grab der 94-jährigen Marianne deren Sohn Ralf (63) und dessen Sohn Rolfi (15). Ralf arrangiert Blumen und singt halblaut vor sich hin.)

RALF: Münterlein, Münterlein, einmal muss geschieden sein ... mmmhmm ... (Richtet sich auf.) Tja, liebe Munter, es ist nicht zu ändern. Gevanter Tod ist unerbintlich.

ROLFI (besorgt zum Himmel blickend): Papa?

RALF: Still, Rolfi. Ich red' mit der Oma.

ROLFI: Aber mir scheimb –

RALF: Ruhe jetzt! (Singt wieder:) Münterlein, wie bist du still, / verstummt dein heit'res Lachen. / Du kannst, red' ich auch, wie ich will, / mich nicht zum Trontel machen. (Lacht hysterisch.)

ROLFI: Bitte, Papa, gehen wir! Mir scheimb, es komb ein Gewinter!

RALF: Wie redest du denn?! Gewitter heißt das! Das Doppel-t ist mein Defekt, den lässt du schön mir! Du hast deinen eigenen! (Wendet sich wieder dem Grab zu. Singend, mit einem Anflug von Wahnsinn:) Munter, hörst du, was ich sage? / Bunter, Funter, Muntertag, / Schlinten, Schanten, Rantenplage, / Schninten, Planten –

(Schwerer Donnerschlag. Rolfi wirft sich zu Boden.)

ROLFI (panisch): Papa! Rente dich! Die Gönter simb dir feimb!

(Aus der Erde des Grabhügels schießt eine Hand hervor. Ihr Zeigefinger zeigt auf Ralf. Ralf will fliehen, ist aber wie angewurzelt.)

STIMME VON OBEN (donnernd): Ohnwördiger! Do ährtest nächt die Motter! Non kann däch nächts mehr retten!

(Ein Blitz fährt nieder und trifft Ralf. Nur ein Häufchen Asche bleibt von ihm. Vorhang.)

(Antonio Fian, 13.5.2017)