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Hier wird in Peking schon einmal symbolisch an der "Golden Bridge of Silk Road" gebaut.

Foto: AP Photo/Andy Wong)

Peking – Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat für seine Initiative einer "Neuen Seidenstraße" geworben. Zum Auftakt einer zweitägigen Gipfelkonferenz in Peking über die Entwicklung neuer Wirtschaftskorridore zwischen Asien, Afrika und Europa sprach Chinas Präsident von einem "Jahrhundertprojekt."

Der Auftakt des Treffens am Sonntag mit Vertretern aus mehr als 100 Ländern, darunter 29 Staats- und Regierungschefs, war von dem neuen nordkoreanischen Raketentest und einem Eklat zwischen Gastgeber China und den Europäern über Handelsfragen überschattet.

Mit Chinas Milliarden sollen Häfen, Straßen und Bahnstrecken entlang der alten Seidenstraße gebaut werden, um neue Handelskorridore zwischen Asien, Afrika und Europa zu schaffen. Kann das ehrgeizige Vorhaben gelingen?

Es ist ein Mammutprojekt. Chinas Initiative zur Entwicklung einer "Neuen Seidenstraße" umfasst rund 65 Länder mit etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung. Die ehrgeizigen Planer winken mit Hunderten Milliarden US-Dollar an Investitionen. Es geht um den Bau eines modernen Verbindungsnetzes mit neuen Wirtschaftskorridoren entlang der mythischen antiken Handelsrouten, die Asien, Afrika und Europa über Land und See verbunden haben.

Wo einst Seide, Gewürze, Tee, Porzellan, Gold und Silber gehandelt wurden, sollen künftig Hochgeschwindigkeitszüge und Frachtwaggons rollen, Öl und Gas durch neue Pipelines fließen, Straßen und Häfen entstehen und sich Unternehmen ansiedeln. "Während der größte Teil des Westens nach innen schaut, verbindet China die Welt", stellt Jonathan Hillmann vom US-Zentrum für strategische Studien (CSIS) fest. "Aber ist diese Vision erreichbar?"

Viel Skepsis im Westen

Während ärmere Länder auf einen Geldsegen hoffen, ist im Westen viel Skepsis zu spüren. Im Chor der Experten finden sich nicht selten Warnungen vor einer "Seidenstraße nach Nirgendwo", einer "Einbahnstraße" oder einer "Globalisierung chinesischer Prägung". Chinas oberster Außenpolitiker Yang Jiechi entgegnet, China gebe zwar den Ton an, aber die Initiative sei kein Solo-Stück, "sondern eine Sinfonie, an der mehrere Länder mitwirken".

Es ist das ehrgeizigste geopolitische und wirtschaftliche Vorhaben des chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping, der die Idee 2013 vorlegte. Das allumfassende Projekt läuft unter "Neue Seidenstraße" oder "One Belt, One Road" (Ein Gürtel, ein Weg) für die Routen über Land und See, kurz OBOR oder "Belt-and-Road"-Initiative.

Zu dem Gipfel am Sonntag und Montag reisen 28 Staats- und Regierungschefs an, allen voran Russlands Präsident Wladimir Putin. Ein Schönheitsfehler ist die Abwesenheit vieler demokratischer Spitzenpolitiker und die Dominanz umstrittener Staatsführer wie des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte sowie Recep Tayyip Erdogan aus der Türkei sowie der Alleinherrscher Alexander Lukaschenko aus Weißrussland und Nursultan Nasarbajew aus Kasachstan. Insgesamt sind mehr als 100 Länder vertreten.

Während die USA unter Präsident Donald Trump dem freien Welthandel den Rücken kehren, stößt China in die Lücken vor, um den "chinesischen Traum" einer "Wiederauferstehung" zu verwirklichen. "Was hat China?", sagt Tom Miller, Autor eines Buches über die Initiative. "Sein Militär ist nicht so groß wie das der USA. Auch hat China nicht so viele Freunde. Aber es hat jede Menge Geld und wirtschaftliches Gewicht."

Neue Märkte, frische Triebkräfte

Die zweitgrößte Volkswirtschaft sucht frische Triebkräfte, will neue Märkte schaffen und "eine neue Ära der Globalisierung" einläuten. Die rückständigen Regionen im Westen des Riesenreiches sollen besser mit den westlichen Nachbarn verknüpft werden. Eines der Vorzeigeprojekte ist der China-Pakistan-Wirtschaftskorridor von Xinjiang im fernen Westen Chinas zur pakistanischen Hafenstadt Gwadar am Arabischen Meer, die eines Tages auch Chinas Marine anlaufen soll.

Wie dieser Korridor sind viele Projekte bereits vorher angelaufen, werden aber jetzt der Initiative zugeschlagen. In Europa stehen zwei Regionen im Fokus: Mitteleuropa sowie der Mittelmeerraum. Prominente Projekte sind die Übernahme des Hafens von Piräus und der Bau der Eisenbahn zwischen Belgrad und Budapest. Auch die bereits bestehenden Güterzugverbindungen von China bis zum großen europäischen Binnenhafen Duisburg, den Xi Jinping 2014 besichtigt hatte, oder bis nach Spanien werden heute dazu gezählt. Der chinesische Botschafter in Wien, Li Xiaosi, betonte kürzlich, dass das Projekt auch für Österreich offen sei.

Schlechte Kreditwürdigkeit

Diplomaten und Experten sehen durchaus Potenzial, mit den Investitionen regionales und globales Wachstum anzukurbeln. Aber die Gefahr durch Korruption oder die Förderung nutzloser oder nicht lebensfähiger Vorhaben ist groß. Weiteres Hindernis: Zwei Drittel der Länder haben auch eine derart schlechte Kreditwürdigkeit, dass Chinas Banker und Unternehmen zurückzucken.

Die EU ist zurückhaltend. "Wir werden mitmachen, wenn wir Mitsprache haben", sagte ein EU-Diplomat. Es müsse aber so laufen wie etwa in der Asiatischen Infrastrukturbank (AIIB), wo es klare Regeln, Transparenz und internationale Standards gebe. (APA, 14.5.2017)