London – Für Antonio Conte kam es knüppeldick: Im Jubel über den sechsten Meistertitel für den FC Chelsea im Fußball-Mutterland England holte sich der Coach der Blues beim Freudentanz mit seinem Trainer-Team erst eine blutige Lippe. Dann überschütteten seine feiernden Spieler den unumstrittenen Vater des Erfolgs nach dem entscheidenden 1:0 (die Ansichtssache zum Spiel) bei West Bromwich Albion zunächst mit einem Kübel Eiswasser und unterzogen den Italiener auch noch ausgiebigen Champagner-Duschen.

"Es ist richtig und wichtig, diesen Erfolg zu feiern", sagte Conte in seinem triefenden Anzug: "Natürlich ist ein Traum wahr geworden. Jeder weiß, wie schwer es ist, in England mit seinen großen Mannschaften, großen Spielern und auch großen Trainern den Titel zu gewinnen. Das ging nur, weil ich Männer und gute Spieler gefunden habe."

Alle Komplimente für sein Meisterstück gleich im ersten Premier-League-Jahr gab Italiens früherer Nationaltrainer an sein Team weiter: "Ich muss mich bei meinen Spielern bedanken, dass sie meine Arbeitsweise und meine Philosophie angenommen haben. Alle haben von Anfang an mit einer großartigen Einstellung mitgezogen. Der Titel ist das Verdienst der Spieler."

Lob für den Meistermacher

Die englischen Zeitungen indes schrieben Conte den Löwenanteil am Triumph der Blues zu, die in der Vorsaison unter dem später geschassten Starcoach Jose Mourinho als Titelverteidiger mit Platz zehn maßlos enttäuscht hatten.

"Contes Brillanz verwandelt Chelsea wieder in Meister", kommentierte der Guardian den Coup des 47-Jährigen. Tatsächlich darf Conte schlichtweg als personifizierter Gegenentwurf zum selbstverliebten Exzentriker Mourinho gelten.

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Antonio Conte kann schreien...
Foto: Reuters/Dylan Martinez

Auch in Contes Heimat Italien überschlugen sich die Zeitungen mit Lobeshymnen. "Conte gewinnt die WM der Trainer", schrieb die Gazzetta dello Sport mit Blick auf renommierte Rivalen wie Pep Guardiola (Manchester City), Arsene Wenger (FC Arsenal) oder Mourinho (Manchester United).

Für den Corriere dello Sport avancierte der Ex-Profi, der auch schon im eigenen Land mit Juventus Turin dreimal den "Scudetto" gewonnen hatte, zum "neuen König von England". Aus Sicht von Tuttosport hat Conte "mit seinen Visionen, seinem Geschick und seiner Fähigkeit, ein Team zusammenzubauen, bewiesen, einer der besten Trainer der Welt zu sein".

Italienischer Stolz

Zugleich feierten die italienischen Gazetten den zweiten Titelgewinn eines Fußballlehrers vom Apennin auf der Insel in Folge nach dem Sensationstitel für Claudio Ranieri mit Leicester City. "Die Premier League spricht immer mehr italienisch", konstatierte La Repubblica.

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Antonio Conte kann beten...
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Auch Ranieri, vor wenigen Wochen in Leicester an den maßlos gewordenen Ansprüchen der Klubführung gescheitert, gratulierte seinem Nachfolger voller Anerkennung. "Conte lebt für seine Arbeit, und sein größer Verdienst ist es, seiner Mannschaft neues Leben eingehaucht zu haben."

Conte wäre jedoch nicht Conte, würde sich Chelseas Meistermacher nicht noch in der Stunde des Erfolgs gleich mit dem nächsten Ziel befassen: "Sicherlich genießen alle den Moment. Auch weil alle wissen, wie schlimm die vorige Saison für die Mannschaft, den Verein und die Fans war. Aber wir können auch noch den FA-Cup gewinnen – und dafür müssen wir bald mit der Vorbereitung auf das Finale beginnen.

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und Antonio Conte kann feiern.
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Am 27. Mai trifft Chelsea in Wembley auf den FC Arsenal. Im Falle des Erfolgs gegen den das Team von Arsène Wenger wäre Chelsea der erste Double-Gewinner in England seit sieben Jahren – zuletzt gelang dieses Kunststück 2010 ebenfalls den Blues.

City setzt sich auf Platz drei

Am gelang Manchester City mit einem 2:1-Heimsieg über Leicester ein wichtiger Schritt im Rennen um die direkte Qualifikation zur Champions League. Die Citizens überflügelten damit in der Tabelle Liverpool und sind nun mit zwei Punkten Vorsprung Dritter.

David Silva (29.) und Gabriel Jesus (36./Foulelfmeter) trafen im Heimspiel für die Mannschft von Pep Guardiola. Shinji Okazaki (42.) erzielte das Anschlusstor für die Gäste, bei denen Christian Fuchs durchspielte und in der 72. Minute Gelb sah. Ein Treffer von Leicesters Riyad Mahrez vom Elferpunkt wurde in der 78. Minute nicht anerkannt, weil der Franzose bei seinem Schuss ausgerutscht war und den Ball zweimal berührt hatte. Auch Silvas Treffer hätte wegen einer Abseitsposition von Raheem Sterling nicht zählen dürfen.

Arsenal feierte einen 4:1-Auswärtssieg gegen Stoke City und schoben sich bis auf einen Punkt an Rang vier heran. Olivier Giroud (42., 80.), Mesut Özil (55.) und Alexis Sanchez (76.) erzielten die Tore der Londoner. Der Ehrentreffer der Gastgeber, bei denen Marko Arnautovic bis zur 81. Minute im Einsatz war, gelang Routinier Peter Crouch (67.). (sid, red – 13.5.2017)