Als jüngster französischer Präsident aller Zeiten hat Emmanuel Macron sein Amt im Elysee-Palast angetreten. Der 39-Jährige löste am Sonntag mit einer feierlichen Zeremonie seinen Vorgänger François Hollande ab. Er wolle den Franzosen ihr Vertrauen in sich selbst wiedergeben, sagte Macron. Außerdem kündigte er an, sich für Reformen der Europäischen Union einzusetzen.

Er hatte eine Woche zuvor die Stichwahl um das Präsidentenamt klar gegen die Rechtspopulistin und EU-Gegnerin Marine Le Pen gewonnen. Seine Präsidentschaft ist eine Zäsur für Frankreich, weil er nicht für eine der beiden traditionellen Regierungsparteien – Konservative und Sozialisten – angetreten war. Macron war unabhängig von den etablierten Parteien angetreten und will der Wirtschaft mit Reformen neuen Schwung verleihen. Das Land leidet seit Jahren unter einer hohen Arbeitslosigkeit und war in den vergangenen Jahren das Ziel mehrerer schwerer Terroranschläge.

Emmanuel Macron verabschiedet Francois Hollande.
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Macron wandte sich mit einer Botschaft von Optimismus und Zuversicht an seine Landsleute . Er wolle den Franzosen "Selbstvertrauen" und die "Lust auf die Zukunft" wiedergeben. Die Franzosen hätten sich für die "Hoffnung und den Geist der Eroberung" entschieden. Er wolle die "Spaltungen" in der französischen Gesellschaft überwinden und die Franzosen "schützen", versprach der neue Präsident. Zugleich sprach sich Macron für eine Neuausrichtung Europas aus: "Wir brauchen ein effizienteres, demokratischeres, politischeres Europa, denn es ist das Instrument unserer Macht und unserer Souveränität".

Der frühere Wirtschaftsminister hatte zuvor vom Sozialisten Francois Hollande das Präsidentenamt übernommen. Der Tradition gemäß empfing Hollande seinen Nachfolger zunächst zu einem vertraulichen Gespräch im Elyseepalast, bevor er die Pariser Machtzentrale verließ. Der Sozialist war wegen schlechter Umfragewerte nicht wieder angetreten. Anschließend wurde Macron mit einer Zeremonie im Festsaal offiziell ins Amt eingeführt. Damit übernahm er auch das Oberkommando über die französische Armee und die Atombomben des Landes. Die Streitkräfte begrüßten den neuen Staatschef mit militärischen Ehren und 21 Kanonenschüssen.

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In einem offenen Militärfahrzeug fuhr Macron nach seiner Amtseinführung über die Pariser Prachtstraße Champs-Elysees. Eine Reiter- und Motorrad-Eskorte der Republikanischen Garde begleitete den Staatschef am Sonntag bei der traditionellen Fahrt zum Triumphbogen. Macrons Vorgänger Francois Hollande hatte für das Ritual bei seiner Amtseinführung vor fünf Jahren noch ein Zivilfahrzeug gewählt.

Der berühmte Boulevard war mit zahlreichen Frankreichfahnen geschmückt, Anhänger Macrons bejubelten den neuen Staatschef. Macron legte anschließend einen Kranz am Grab des Unbekannten Soldaten am Pariser Triumphbogen nieder. Später stand ein Antrittsbesuch im Pariser Rathaus auf dem Programm.

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Am Montag fliegt er dann zu Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Berlin. Frankreich ist Deutschlands wichtigster EU-Partner, Macron hatte im Wahlkampf für eine enge Zusammenarbeit geworben. Seine Ideen zur Reform der europäischen Währungsunion stoßen in Teilen der deutschen Politik aber auf Kritik. Er will mittelfristig einen eigenen Haushalt und einen Finanzminister für die Eurozone.

Mit Spannung wurde erwartet, wen Macron zu seinem Premierminister ernennt. Die Personalie ist eine Richtungsentscheidung mit Blick auf die Parlamentswahlen im Juni. Falls Macron mit seiner Partei "En Marche!" keine Mehrheit in der Nationalversammlung bekäme, würde das seinen Handlungsspielraum stark einschränken.

Mit der Bekanntgabe des neuen Regierungschefs wurde spätestens am Montag gerechnet, bisher hielt Macron sich dazu sehr bedeckt. In französischen Medien wurde häufiger der konservative Bürgermeister der Hafenmetropole Le Havre, Edouard Philippe (46), genannt. Aber auch einer Reihe weiterer Politiker werden Chancen eingeräumt.

Macron stimmte seine Landsleute auf Veränderungen ein: "Wir können uns nicht mehr hinter manchmal weltfremden Bräuchen und Gewohnheiten verstecken", sagte der neue Staatschef. Die Welt und Europa bräuchten ein starkes Frankreich. Doch seit Jahrzehnten zweifele das Land an sich selbst und fühle sich bedroht. (APA, 14.5.2017)