Der ÖVP-Vorstand tagte am Sonntagabend, installierte Sebastian Kurz als Frontmann, und es gibt wohl Wahlen im Herbst – frühestens im September, spätestens im November. Und bei allem Chaos dieser Woche ist die Konstellation nicht uninteressant.

Es wird einen Lagerwahlkampf mit zwei Alphafiguren geben – hier Christian Kern, da Sebastian Kurz. Sowohl die SPÖ als auch die ÖVP (die dann vielleicht anders heißt, vielleicht Shortlist oder "Die Kurzen") gehen mit Personen in die Wahl, die letztlich besser sind als die dahinterstehenden Parteien. Kern überstrahlt die SPÖ, Kurz die ÖVP.

Kern als modernistische Mitte-links-Figur, Rolemodels wie Obama oder Macron folgend, Kurz als klare Gravitationsfigur rechts, eine modernere Version der CSU, wenn man so will. Wer der überzeugendere Kandidat ist, wird die Wahl entscheiden. Das heißt: Es geht um grundlegende unterschiedliche Weltanschauungen, die von zwei Personen repräsentiert werden, aber letztlich werden auf beiden Seiten die Parteien keine große Rolle spielen. Kurzum: Es wird mehr denn je eine Kanzler-Personen-Wahl, obwohl es formal eine Parteiwahl ist.

Es wird wirklich interessant, ob es der FPÖ gelingen kann, in diesem Setting eine relevante Rolle zu spielen. (Robert Misik, 14.5.2017)