Die Höschen des Unterwäschelabels Vanilla Blush liegen eng an und gehen hoch bis zur Taille. Mal transparent mit pastellfarbener Spitze, mal schlicht schwarz und blickdicht. Sexy Vintage-Look. Was die Dessous von anderen unterscheidet, ist die kleine eingenähte Tasche an der vorderen Innenseite. "Dort können Menschen, die einen künstlichen Darmausgang haben, ihren Stomabeutel sicher verstauen", sagt Vanilla-Blush-Gründerin Nicola Dames – nicht nur Frauen, sondern auch Männer.

Und Dames muss es wissen. Jahrelang kämpfte sie mit Bauchschmerzen, hatte Durchfall, manchmal sogar Blut im Stuhl. Die Diagnose: Colitis ulcerosa, eine chronische Darmentzündung. Medikamente halfen nicht. Im März 2006 wurde ihr der Dickdarm entfernt und ein künstlicher Darmausgang gelegt, ein sogenannter Stoma. Dames war damals gerade 29. Seitdem wird der Stuhl über ein kleines Loch, eine künstliche Öffnung in ihrer Bauchdecke, abgeleitet.

Die Unterwäsche beugt Hernien vor

Für die meisten Menschen ist allein die Vorstellung, mit einem künstlichen Darmausgang zu leben, ein Graus. Für Dames war die Operation letztlich eine Erleichterung. "Endlich hatte ich mein Leben wieder", sagt sie heute. Was die junge Frau jedoch störte: Sie fand einfach keine geeignete Unterwäsche – jedenfalls keine, die ihr gefiel. Normale Slips konnten den Stomabeutel nicht halten, und die Spezialwäsche fand sie "hässlich". Um das zu ändern, gründete Dames kurzerhand Vanilla Blush, ein Unterwäschelabel speziell für Menschen mit Stoma. 2008 eröffnete sie in Glasgow ihr erstes Geschäft. Wenig später folgte der Online-Shop.

Die Dessous sind jedoch nicht nur schick und sorgen dafür, dass der Stomabeutel praktisch verstaut ist. "Der enge Schnitt beugt auch Hernien vor ", erklärt die mittlerweile 40-jährige Dames. Hernien sind Brüche der Bauchwand, eine der häufigsten Komplikationen bei Stoma-Patienten. Ein extra eingearbeitetes Bruchband verstärkt den Druck der Höschen zusätzlich. Das eingenähte Täschchen, in das der Stomabeutel gelegt wird, sorgt außerdem dafür, dass dieser nicht direkt auf der Haut aufliegt, und schützt damit vor Schweißbildung.

Karin Müller, Obfrau der Kontinenz- und Stoma-Berater Österreichs (KSB), gefallen die Vanilla-Blush-Dessous. Sie findet es gut, dass es spezielle Unterwäsche für Stomaträgerinnen gibt. "Solche Dessous können das Selbstwertgefühl der Betroffenen stärken und ihnen helfen, sich in ihrem Körper wieder wohlzufühlen", weiß Müller.

In England auch auf Rezept

Neben Vanilla Blush bieten in Österreich auch Bandagisten und Homecare-Unternehmen Unterwäsche für Stomaträger an, sagt KSB-Obfrau Müller: "Dort können die Betroffenen die Wäsche auch gleich in die Hand nehmen und sich persönlich von der Qualität überzeugen." Denn das ist der Nachteil von Vanilla Blush – die einzige Filiale, die es von dem Unterwäschegeschäft bislang gibt, befindet sich in Großbritannien.

Seit 2011 gibt es die Vanilla-Blush-Unterwäsche in Großbritannien auch auf Rezept – anders in Österreich. Hier wird der Kauf nicht von den Krankenkassen erstattet und müssen die Betroffenen die Dessous selbst zahlen.

Dass Dames' Wäsche trotzdem ankommt, zeigen die Kommentare auf Facebook. Die Engländerin Pam McDonald fühlt sich mit ihren Vanilla-Blush-Dessous das erste Mal wieder "glamourös", und auch Mele Hanauer aus Deutschland findet die Slips perfekt – auch mit dem Transport verlief alles reibungslos, schreibt sie. (Stella Hombach, 17.5.2017)