Die Hennen glucksen nicht nur im Stall, sondern auch wenn sie vorsichtig durch einen Garten schreiten, Halm und Blätter beäugen und in stoischer Ruhe Käfer, Wurm und Laus aus den Rabatten picken.

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Seit Jahren spekuliert der Gartler auf ein paar Hühner in seinem Garten. Er verbindet mit Hühnern heiße Hochsommer auf dem Land, Pfadfinderlager und den dunklen, dampfigen Stall vom Uropa. Waren es beim Pfadfinderlager noch die Hähne, die ihn als kleinen Buben zeitig in der Früh aus dem Schlafsack krähten, so war es im dunklen Stall des Uropas das ganz leise Glucksen der Hennen, das auf ihn eine so beruhigende Wirkung ausübte.

Dieses leise Glucksen hört man nur, wenn man selbst still ist. Und die Hennen glucksen nicht nur im Stall, sondern auch wenn sie vorsichtig durch einen Garten schreiten, Halm und Blätter beäugen und in stoischer Ruhe Käfer, Wurm und Laus aus den Rabatten picken. Sie scharren im Erdreich, nehmen Sandbäder und kommen gelaufen, wenn sie den Gärtner im Garten vernehmen. Zuneigungen sind sie zugetan, zumindest wirkt es so. Grund genug, sich Hennen im Garten zu wünschen.

Die Auswahl an Federvieh ist groß, die Behörde legt sich in der Regel nicht quer, so man keinen Hahn begehrt. Aber der Gartler hat sich eine Wildlife-Nachtsichtkamera beim Diskonter gekauft. Und hat diese auch gleich im Nordgarten neben seinem Schlafzimmer ausprobiert – siehe da, es tut sich was des Nachts.

Erst kommen die Katzen, okay. Aber dann kommt auch schon eine Füchsin daher und schnuppert an der Rasenkante. Ihr folgt der Dachs, harmlos, doch diesem folgt der Marder. Und was für ein Marder! Es muss sich um den seltenen Martes schwarzeneggeri handeln, so muskulös und geschmeidig schweift er durch den Garten. Und zum Abschluss schaute dann noch ein höher gewachsener Fuchs vorbei, ob alles roger sei.

Raubtierrisiko

Wie soll man da Hühner halten? Ganz einfach. Es gibt auch für dieses Problem spezielle Anbieter, die das Risiko für Vögel, von Raubtieren gefressen zu werden, gering halten. Hühner suchen stets mit Einsetzen der Dämmerung Schutz und sind natürlich für einen Stall dankbar. Dessen Türen öffnen und schließen sich per Zeituhr. Auch schützen elektrische Spannung führende Zäune und Gitter die Auslaufzone vor den spitzen Zähnen der Beutegreifer. Dabei soll es kein Fehler sein, die Zäune tief in die Erde einzugraben, da Fuchs und Marder sich durch fast jeden sich bietenden Spalt zwängen, wenn nötig mit tierischer Gewalt.

Technisch wäre es also kein Problem für den Gartler, seiner Sehnsucht nach ein paar friedlich scharrenden Hühnern nachzukommen. Jedoch graut ihm vor dem Gedanken, dass der Stall jede Nacht von diversen Fressfeinden umkreist, beschnuppert, beäugt und auf seine Sicherheit hin ausgetestet werden würde.

Der Tag, an dem das automatische Türl einmal nicht funktioniert oder der Gärtner es zu kontrollieren vergisst, kommt bestimmt. Dann vielleicht doch lieber Goldfische. (Gregor Fauma, RONDO, 24.5.2017)

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