Knapp ein Drittel aller Flüge in Europa entfallen mittlerweile auf Billigairlines.

Foto: APA/JOSE PLAGO

Berlin/Wien – Die größte europäische Low-Cost-Fluggesellschaft ist weiterhin Ryanair mit mehr als 11.000 Starts im Jänner 2017. "Die irische Fluglinie konnte ihr Angebot gegenüber dem Vorjahr europaweit noch einmal um mehr als zehn Prozent steigern, wobei das Streckennetz sogar um mehr als 18 Prozent gewachsen ist", erläuterte Peter Berster vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. Dabei habe der Ausbau in Deutschland einen gewichtigen Anteil.

Air Berlin taucht in der Erhebung nicht auf. Der Grund: Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft stuft sich selbst als Netzwerk-Airline und nicht mehr als Billiganbieter ein.

Das Land mit dem größten Billigflugangebot bleibt Großbritannien mit über 9.000 Starts pro Woche. Dabei umfasst das Netz dieses Landes im Winter 2016/2017 mehr als 1.000 Strecken zu europäischen und britischen Zielen. Mittlerweile gibt es dabei knapp 800 Verbindungen, bei denen zwei, und knapp 100 Verbindungen, bei denen mehr als zwei Gesellschaften im Wettbewerb stehen. Bald ein Drittel aller Flüge in Europa gehört bereits zum Low-Cost-Segment.

Mehr Langstrecke

Billigflüge auf der Langstrecke gewannen zuletzt deutlich an Bedeutung. Während seit 2013 bereits Norwegian Flüge in die USA und nach Asien mit der modernen Boeing 787 ab Kopenhagen, Oslo oder Stockholm anbietet, gibt es diese mittlerweile auch ab London, Paris oder Barcelona. Zudem bietet Eurowings seit Ende 2015 Low-Cost-Langstrecken nach Asien und Amerika ab Köln/Bonn an und hat die Anzahl der Abflüge heuer im Frühjahr gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht. Insgesamt gibt es bereits 92 interkontinentale Low-Cost-Flüge pro Woche ab Europa gegenüber 55 im Vorjahr.

Der Anteil der Billigairlines am Passagieraufkommen in Wien legte in den vergangenen Jahren ebenfalls deutlich zu: Waren es 2012 noch 4,9 Prozent (entspricht 1,1 Millionen Passagieren bei 22,2 Millionen Gesamtpassagieraufkommen), waren es 2016 11,9 Prozent – dies entspricht 2,8 Millionen Passagieren (bei 23,4 Millionen Gesamtpassagieraufkommen). Auch diese Daten sind exklusive der Air Berlin Group.

Low-Cost-Reisen nehmen zu

Wachstumstreiber in diesen fünf Jahren waren laut Wiener Flughafen Eurowings (bzw. Germanwings) und Easyjet. Ryanair fliegt Wien nicht an. Aktuell (variiert nach Sommer- und Winterflugplan) fliegen folgende Low-Cost-Carrier nach Wien: Eurowings (plus Germanwings), Easyjet, Vueling, Pegasus, Transavia, Air Baltic, Aer Lingus, Volotea, Jet2.com, Germania und Onur Air.

Flughafenvorstand Julian Jäger erwartet für heuer sogar einen Rekord an Low-Cost-Passagieren ab Wien, wie er im Gespräch mit dem STANDARD sagte. Jäger prognostiziert für heuer zusätzlich eine Million Passagiere (in Summe rund vier Millionen) auf den Billigairlines, die Wien anfliegen, das wäre ein Wachstum von rund 40 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Im Spitzenfeld in Wien liegt Eurowings, die sechs Flieger hier stationiert haben. (Claudia Ruff, 16.5.2017)