Handschlag zweier starker Präsidenten mit stark divergierenden Meinungen: Erdogan am Dienstag bei seinem Amtskollegen Donald Trump im Roosevelt-Raum des Weißen Hauses in Washington.

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Man unterstütze die türkische Regierung bei ihrem Kampf gegen Terrororganisationen wie dem IS und der PKK, sagte Trump am Dienstag bei einem gemeinsamen Auftritt mit Erdogan.

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Erdogan-Anhänger standen Kurden-Demonstranten im Lafayette Park in der Nähe des Weißen Hauses gegenüber.

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Washington – Für ein Treffen zwischen den Staatschefs zweier verbündeter Staaten, die gemeinsam in der Nato sind, gingen die Erwartungen weit auseinander. US-Präsident Donald Trump hat seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdoğan einerseits Rückhalt zugesichert. Man unterstütze die türkische Regierung bei ihrem Kampf gegen Terrororganisationen wie dem IS und der PKK, sagte Trump am Dienstag bei einem gemeinsamen Auftritt mit Erdoğan.

Andererseits sind viele Themen zwischen den USA und der Türkei umstritten – das zeigte sich auch während des Staatsbesuchs. Erdoğan kritisierte bei dieser Gelegenheit die Unterstützung des US-Militärs für die syrischen Kurden. Das Treffen wurde überlagert von der Entscheidung Washingtons, die kurdischen Volksschutzeinheiten YPG mit Waffen ausrüsten zu wollen. Die Türkei sieht in der Miliz einen Ableger der PKK und bekämpft sie deshalb – für die USA ist die YPG dagegen Partner im Antiterrorkampf. Trump ging bei dem Auftritt am Dienstag nicht auf das Thema ein. Er sagte lediglich, dass man gemeinsam das Interesse verfolge, den Bürgerkrieg zu beenden.

Schon unter Trumps Vorgänger Barack Obama hatten die USA mit der YPG im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" im Norden Syriens zusammengearbeitet. In der vergangenen Woche kündigte die neue US-Regierung dann an, dass die Miliz erstmals von den USA direkt mit Waffen ausgerüstet werden soll. Damit soll die Offensive auf die IS-Hochburg Raqqa verstärkt werden.

Zusammenstöße in Washington

Am Rande des ersten Treffens von US-Präsident Donald Trump mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdoğan hat es Zusammenstöße in Washington gegeben. Wie Zeugen am Dienstag berichteten, griffen Sicherheitsleute Erdoğans vor der Residenz des türkischen Botschafters Demonstranten an, die Fahnen der syrisch-kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) trugen.

Die Polizei stellte rasch die Ordnung wieder her, jedoch wurden nach Angaben von Rettungskräften neun Menschen verletzt. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. Einer von ihnen befand sich demnach in kritischem Zustand.

Verhaftungen in der Türkei

Zu Hause in der Türkei rollt derweil die Verhaftungswelle weiter. Mehr als 85 Mitarbeiter der Ministerien für Energie und Bildung sind am Dienstag festgenommen worden. Sie werden verdächtigt, Verbindungen zum Gülen-Netzwerk zu haben.

Insgesamt sind seit dem Putschversuch mehr als 50.000 Menschen festgenommen worden. Erdoğan wünscht die Auslieferung des Predigers Gülen, der seit Jahren in den USA im Exil lebt. Ankara macht ihn für den Putschversuch vom Juli verantwortlich. (APA, red, 17.5.2017)