Bunt wie die Welt, Symbolik aus Ost und West. Die Welt umarmen will Nessun Confine.

Foto: tOmi Scheiderbauer

Das Cosmo-Trio Pambain, Scheiderbauer und Pignoni (von links) weist den Weg zu Kunst und Kulinarik.

Foto: Nessun Confine

Bregenz/Lecce – Flucht und Armutsmigration beschäftigen den Bregenzer Künstler Tomi Scheiderbauer seit vielen Jahren. Seit er, damals in Andalusien lebend, erstmals mit dem Schicksal von Armutsmigranten aus Afrika konfrontiert wurde, lässt ihn das Thema nicht mehr los. Scheiderbauer beschränkt sich nicht auf künstlerische Zeichen, er packt an. Was wörtlich zu nehmen ist.

Gemeinsam mit zwei Migranten aus Afrika, Arcenio Bila Pignoni, geboren in Mosambik, und Jules Ngamndamoun Pambain aus Kamerun betreibt er in Lecce in der Region Apulien das Projekt "Nessun Confine". Eine Initiative, die unbürokratisch Geflüchteten hilft. Manche seiner Künstlerkollegen würden das abwertend als Sozialarbeit bezeichnen, sagt Scheiderbauer. "Was hat denn das mit Kunst zu tun?", höre er immer wieder. Seine Antwort ist eine Gegenfrage: "Was hat deine Kunst mit der Welt zu tun?

Kulinarisches Projekt

Scheiderbauers Welt ist die bunte Migrantenszene in Lecce am Stiefelabsatz von Italien. Die Barockstadt ist Heimat für rund 95.000 Menschen, fast ein Viertel davon sind Migrantinnen und Migranten. Sie kommen vorwiegend aus Afrika.

Obwohl Apulien eine strukturschwache Region mit hoher Arbeitslosigkeit ist, begegne man Geflüchteten mit Offenheit und Respekt, sagt Jules Ngamndamoun Pambain. Der junge Biochemiker arbeitet als Kellner und hat sich zum Sommelier ausbilden lassen. Gemeinsam mit Scheiderbauer und Arcenio Bila Pignoni, Tänzer und Pizzaiolo, der als Kind mit seiner politisch verfolgten Mutter aus Mosambik flüchten musste, will er das "Cosmo Nessun Confine" eröffnen, ein Projekt, das Kulinarik und Kunst verbindet.

Scheiderbauer versteht sich als "Artivisten", als einen, der mit seiner künstlerischen Arbeit Menschen zur Selbsthilfe anregen will. Migrantinnen und Migranten fehle es in Süditalien wie auch vielen Apuliern an Arbeit, an diese Menschengruppen richte sich sein Projekt. In einer kleinen Ausstellung im Kesselhaus in Bregenz zeigt der Künstler Arbeiten, die in Apulien entstanden sind. Die Präsentation von zwölf Grafiken ist zugleich Information über das das Cosmo Nessun Confine.

Kunstköche

Der Koch-, Gast- und Kunstraum soll bis zu zehn Menschen Arbeit bieten. Die Idee entstand nach zwei Festen, bei denen Menschen aus 16 Nationen aufgekocht hatten. Der Erfolg war überwältigend, sagt Scheiderbauer. Gemeinsames Kochen und Essen schaffe Begegnungen, das Kochen biete den Menschen die Möglichkeit, kreativ zu sein und die eigene, den anderen fremde, Kultur zu zeigen.

Alle drei Monate wird die Speisekarte einen anderen Kochkulturraum abbilden. Der Gastraum wird auch Atelier und Werkstatt sein. "Der Kunstraum ist überall, alle sind potenzielle Köche, alles ist potenzielle Kunst", lautet einer der Leitgedanken. (Jutta Berger, 18.5.2017)