Graz – "Es sind deprimierende Zahlen", sagt Heide Cortolezis, Obfrau des Frauennetzwerks Felin (Female Leaders Initiative). Erstmals wurde von Felin der Frauenanteil in den Führungsetagen steirischer Unternehmen eruiert. Analysiert wurden die Vorstandsetagen, Aufsichtsratsgremien und Geschäftsführungen. Das Fazit: In den entscheidenden Positionen der Top-100-Unternehmen beträgt der Frauenanteil bloß elf Prozent. Verglichen mit dem Österreich-Schnitt, der bei 18 Prozent liegt, rangiert die Steiermark also deutlich darunter.

62 Prozent dieser besten 100 Unternehmen im Bundesland verzichten überhaupt auf Frauen in ihren Führungsebenen. Ein ähnliches Bild in den Aufsichtsräten: Im Schnitt beträgt hier der Frauenanteil in allen 182 untersuchten Unternehmen – Klein-, Mittel- und Großbetriebe zusammengerechnet – zehn Prozent.

Erhoben wurde auch die zweite Führungsebene, hier sieht es um einen Hauch besser aus. Der Schnitt des Frauenanteils liegt bei mittleren Führungspositionen in Summe bei 18 Prozent. Mit jeder Karrierestufe nimmt jedenfalls der Frauenanteil ab, unterstrich Christina Wieser von der AK Wien bei der Präsentation der Studie in Graz. Es müsse nun darum gehen, den Frauenanteil der ersten Führungsebene zumindest mal an den Wert der zweiten Ebene heranzuführen, sagte Felin-Geschäftsführerin Christiane Otter, die in diesem Zusammenhang auf ein prägnantes Detail der Gesamtstudie hinwies. Zu Beginn ihrer Berufslaufbahn gaben 43 Prozent der Frauen an, ja, sie wollen Karriere machen. Nach fünf Jahren sind es nur noch 16 Prozent.

Subtile Benachteiligungen

Es liege oft an den kleinen, subtilen, alltäglichen Benachteiligungen, dass Frauen aussteigen, sagte Otter. Das reiche von abwertenden Bemerkungen bis zu Situationen, in denen Frauen mit ihren Ideen und Diskussionsbeiträgen nicht durchdringen.

Es gehe letztlich auch um Wettbewerbsnachteile, wenn das Potenzial der Frauen nicht genützt werde, sagte Studienautorin Erika Krenn-Neuwirth. Viele Frauen gingen ins Ausland, weil sie hier in Österreich "in den verschnarchten Strukturen" keine Zukunft sehen. (Walter Müller, 17.5.2017)