Wolfurt – Am 12. Mai starb der Vorarlberger Seilbahnpionier Artur Doppelmayr in seiner Kärntner Wahlheimat, wo er auch bestattet wurde. Erst fünf Tage später wurde der Tod des 94-Jährigen in Vorarlberg bekannt. Das Verschweigen ist trauriger Höhepunkt einer Familienfehde, die seit der Jahrtausendwende die Gerichte beschäftigte.

Artur Doppelmayr, ein Firmenpatriarch alter Schule, machte aus dem gleichnamigen Familienunternehmen einen führenden Seilbahnproduzenten. Nach der Übergabe an Sohn Michael 1992 wurde der Senior Aufsichtsratsvorsitzender. Schon bald begann er die Geschäftsstrategien des Nachfolgers zu bekämpfen. 2001 musste Artur Doppelmayr seinen Sitz im Aufsichtsrat räumen, behielt aber bis zu seinem Tod zehn Prozent der Holding-Anteile.

Gegen den Willen des Seniors

Auslöser für den Streit war die Fusion mit dem Schweizer Seilbahnunternehmen Garaventa, die 2002 gegen den Willen des Seniors über die Bühne gegangen war. Die neue Führung habe zu teuer eingekauft, argumentierte Artur Doppelmayr, scheiterte aber mit seinen Anfechtungsklagen.

Die Familie wiederum fühlte sich vom Senior durch die Adoption seiner Lebensgefährtin, Doppelmayr bezeichnete sie als "Wahlkind", brüskiert. 2007 gab Doppelmayr per Inserat bekannt, dass er nach einem Rechtsstreit, den er bis zum Höchstgericht austrug, sein Wahlkind "als rechtmäßige und hochgeschätzte Tochter" begrüßen dürfe. Er zog sich mit der Adoptivtochter nach Kärnten zurück.

In einem internen Rundschreiben wurde die Belegschaft am 17. Mai vom Tod des Seniorchefs informiert. Doppelmayr wurde als Pionier und Vorreiter gewürdigt, der den Handwerksbetrieb zum Industrieunternehmen weiterentwickelt hatte und sich durch seine soziale Beziehung zu den Mitarbeitern auszeichnete.

Seit Generationen Pioniere

Artur Doppelmayr war Techniker mit Leib und Seele. Wie seine Vorfahren, Firmengründer Konrad, der mit seiner mechanischen Schmiede 1893 das Fundament für das Unternehmen gelegt hatte, und Vater Emil, der mit dem Aufzugbau begonnen und 1937 den ersten Schlepplift in Zürs und mit Sepp Bildstein den Grundstein für den Wintertourismus gelegt hatte, war er Pionier.

Artur Doppelmayr, der die Firma 1967 als Alleineigentümer übernahm, setzte mit dem Bau der ersten kuppelbaren Gondelbahn in Mellau 1972 einen Meilenstein der Firmengeschichte. Nachdem er sich aus dem operativen Betrieb zurückgezogen hatte, begann Doppelmayr noch einmal zu studieren und promovierte 1997 mit einer Dissertation über Einseilumlaufbahnen zum Doktor der Technik.

Weiterer Geschäftszweig

Michael Doppelmayr erweiterte das Unternehmen um einen weiteren Geschäftszweig, horizontale Cable Liner. Die erste Stadtseilbahn wurde 1997 in Las Vegas errichtet. Die Doppelmayr/Garaventa-Gruppe hat heute Produktionsstandorte sowie Vertriebs- und Serviceniederlassungen in über 30 Ländern. Weltweit beschäftigt die Gruppe insgesamt 2670 Menschen. Im Geschäftsjahr 2015/16 erwirtschaftete Doppelmayr/Garaventa einen Umsatz von 834 Millionen Euro.

Anfang April ging Doppelmayr erneut einkaufen, die Gruppe übernahm den Schweizer Seilbahnbauer Frey AG in Stans (Kanton Nidwalden), mit dem bereits seit zwei Jahren eine strategische Partnerschaft bestand.

Die vom verstorbenen Seniorchef Artur Doppelmayr ungeliebte Schweizer Schwesterfirma Garaventa hat aktuell Probleme mit einem südamerikanischen Kunden. Der Staat Venezuela schuldet Garaventa für den Bau einer Seilbahn auf den Pico Espejo 13 Millionen Euro. Garaventa-CEO Istvan Szalai gab sich in einem Interview mit dem Schweizer Rundfunk zwar optimistisch, das Geld irgendwann zu bekommen, rechnet aber für das laufende Geschäftsjahr mit einem negativen Abschluss. (jub, 18.5.2017)