Heinz Lederer sieht im ORF "schon Punkte, wo man zwischen Information und Infotainment den Markenkern des ORF, die Unabhängigkeit und höchste Qualität der Recherche" wahren müsse.

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Wien – Heinz Lederer zieht am 1. Juni neu in den Stiftungsrat des ORF ein und wird auch gleich Leiter des SPÖ-Freundeskreises. Das bestätigte er am Donnerstag im APA-Gespräch. Er wolle "weit über die Parteigrenzen" für das "Wohl des ORF" arbeiten und seinem ÖVP-Gegenüber Thomas Zach "die Hand ausstrecken", betonte er. Keinesfalls gehe es darum, den Nationalratswahlkampf in den ORF zu tragen.

"Sicher nicht", sagte der frühere SPÖ-Kommunikationschef auf eine entsprechende Frage. "Ich bin schon abtrainiert, Wahlkämpfe hatte ich schon genug." Sein Abschied aus der Politik liege immerhin mehr als 15 Jahre zurück, und schon Ende der 2000er Jahre, als er im Stiftungsrat saß, habe er bewiesen, dass er "vollkommen unabhängig und den Gebührenzahlern verpflichtet" agiere. Wer Fenninger, der vom Publikumsrat entsandt wurde, nachfolgt, steht laut Lederer noch nicht fest.

Kritik an "Django"-Moderation, nicht an Wolf

In der Sitzung am 1. Juni will er jüngste Ereignisse im Informationsbereich thematisieren: nämlich die "Django"-Anmoderation in der "Zeit im Bild 2", die Reinhold Mitterlehner als einen Grund ("Mosaikstein") für seinen Rückzug aus der Politik genannt hatte. Außerdem verweist Lederer auf die scheidende Grünen-Chefin Eva Glawischnig, die am Donnerstag bei ihrer Rücktrittsverkündung auch medienkritische Töne anschlug. Er sieht im ORF "schon Punkte, wo man zwischen Information und Infotainment den Markenkern des ORF, die Unabhängigkeit und höchste Qualität der Recherche" wahren müsse.

Keinesfalls will Lederer das als Kritik an "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf verstanden wissen. Dieser sei ein Top-Journalist. In Frage stellt er aber die "Strukturen" in der TV-Information: Er wolle mit Fernsehdirektorin Kathrin Zechner "diskutieren, welche Strukturen dazu führen, dass solche Sachen passieren".

In diesem Zusammenhang plädiert Lederer auch dafür, die Reform der TV-Information "rasch" durchzuführen. "Rasch" heißt dabei aber: "Nach der Wahl." Dass ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz dies vorerst verschoben hat, hält er "für eine kluge Entscheidung": Wahlkampf-Zeiten seien nicht geeignet für große Veränderungen, "jetzt muss Ruhe sein".

Blick zurück beim Standort-Projekt

Was das Standort-Projekt am Küniglberg betrifft, plant Lederer einen Blick zurück: "Ich möchte Aufklärung darüber, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist und welche Zusagen – vom Bezirk, was die Widmungen betrifft – Grundlage waren. Da gehe ich davon aus, dass man draufkommen wird, dass bestimmte Zusagen vielleicht sehr positiv gesehen wurden", kündigt Lederer zumindest indirekt an, die Arbeit des damaligen ORF-Finanzdirektors Richard Grasl unter die Lupe zu nehmen.

Von Wrabetz "erwarte ich mir eine Analyse, wie es jetzt weitergeht". Positiv zu bewerten sei, dass das Hauptgebäude nun renoviert ist und die Mitarbeiter – das entnehme er jedenfalls Gesprächen mit ihnen – zufrieden seien. Auch wenn das viel teurer wurde, als geplant: "So sehr die Budgetüberschreitung schmerzt, gehe ich davon aus, dass der Generaldirektor das erklären kann. Da gibt es auch nichts zu beschönigen."

Außerdem fordert Lederer Informationen über die "Transformer-Gruppe" ein, also jenes Projekt, das den Sparkurs des ORF organisiert. "Ich halte diese Gruppe für den Nukleus eines zukunftsfähigen, veränderten ORF." (APA, 18.5.2017)