Jeremy (oben) kann sich leider nicht mit einer rechtsgedrehten Weinbergschnecke paaren, und wenn er sich noch so sehr Mühe gibt.
Foto: APA/AFP/UNIVERSITY OF NOTTINGHAM

London – Jeremy ist etwas Besonderes: Die Weinbergschnecke aus England hat ein linksgedrehtes Schneckenhaus – das kommt unter einer Million Exemplare nur etwa einmal vor. Und es wirkt sich auf Jeremys Sozialleben aus: Da der gesamte Körper spiegelverkehrt angelegt ist, liegen auch die Fortpflanzungsorgane an der "falschen" Stelle. Mit einem gewöhnlichen Partner (Weinbergschnecken sind Zwitter) kann sich Jeremy daher nicht fortpflanzen.

Deshalb haben Wissenschafter der Universität Nottingham eine Kontaktanzeige aufgegeben: Weitere linksgedrehte Schnecken gesucht. Das Team um Angus Davison richtete dafür eigens ein Konto bei Twitter unter @leftysnail ein. Davison und seine Kollegen erforschen Jeremy im Rahmen eines Projekts zu biologischen Asymmetrien, von denen auch Menschen betroffen sein können.

Partner wurden gefunden, doch drei sind leider einer zuviel – und wieder hatte Jeremy das Nachsehen.
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Und sie wurden tatsächlich fündig: Jeremy wurde mit zwei weiteren links ausgerichteten Schnecken zusammengebracht: Lefty aus dem ostenglischen Ipswich und Tomeu aus Mallorca. Doch die Verkuppler hatten sich zu früh gefreut: Anstatt endlich zum Zug zu kommen, konnte Jeremy lediglich dem Liebesspiel seiner beiden Artgenossen beiwohnen – die "nur Augenstiele für einander hatten", wie es der kanadische Sender CBC sehr schön zusammenfasste.

Lefty und Tomeu zeugten übrigens bereits 170 Nachkommen – doch auch darunter fand sich leider kein potenzieller Paarungspartner für Jeremy: Alle hatten rechtsgedrehte Schneckenhäuser, denn das Gen dafür ist dominant. Statistisch gesehen müssten Lefty und Tomeu also zahlreiche Generationen Nachkommen zeugen, bis wieder eine Schnecke mit linksgedrehtem Haus dabei herauskomme, sagte Davison. Daher suchen die Forscher nun wieder öffentlich nach weiteren linksausgerichteten Schnecken. (APA, red, 18. 5. 2017)