Bei der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) hat sich das Legitimationsproblem weiter verschärft. Noch nie haben so wenige Studierende ihre Vertretung gewählt wie bei dieser Wahl. Nicht einmal ein Viertel der Wähler hat von seinem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Bei der linken Koalition, für die sich weiterhin eine Mehrheit ausgeht, sollte deshalb trotzdem keine Feierlaune aufkommen. Vielmehr sollten die Funktionäre etwas an ihrer Arbeit ändern.

Auch wenn es einige Wahlberechtigte gibt, die nicht aktiv studieren und wohl deshalb nicht zur Wahl gehen, gibt es offenbar eine große Mehrheit, der egal ist, wer sie in der ÖH vertritt. Dabei ist die gesetzliche Verankerung der Studierendenvertretung eigentlich ein Vorzeigemodell, kaum wo sonst ist – zumindest der gesetzlich gesicherte – Einfluss so groß.

Ein Problem ist wohl, dass die Arbeit der ÖH an den Hochschulen nicht sichtbar ist. Einige Studierende wissen nicht einmal, dass es diese Vertretung gibt. Das heißt, dass die Studierendenvertreter ihre Arbeit noch aktiver an den Hochschulen bewerben sollten.

In der Öffentlichkeit bemerkbar machen sich die Studierendenvertreter zudem erst alle zwei Jahre ein paar Wochen vor der Wahl. Wenn die Forderung nach einem wesentlich höheren Uni-Budget wieder einmal nicht erfüllt wird, reagiert die ÖH mit einer kritischen Presseaussendung. Dadurch wird sich die Politik wohl kaum unter Druck gesetzt fühlen. Demonstrationen wie im Jahr 2009 bei der "Uni brennt"-Initiative gibt es keine mehr.

Nicht ersparen kann man den ÖH-Funktionären zudem den Vorwurf, dass sie sich zu oft in ideologischen Kleinkriegen verlieren. Sie sollten sich öfter auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren als auf die Abneigung gegen die politische Konkurrenz. Dann würden sie vielleicht auch in der Bundesregierung ernster genommen und könnten ihren gesetzlich gesicherten Einfluss besser nutzen. (Lisa Kogelnik, 19.5.2017)