Insgesamt 35 Millionen Euro haben rund 10.000 Beteiligte in Bürgerkraftwerke, im Bild das Solarkraftwerk auf dem Freigelände des Wien Energie-Kraftwerks Donaustadt, investiert.

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Wien – Die Wien Energie hat vor fünf Jahren ihr erstes Bürgerkraftwerk in Betrieb genommen. Mittlerweile sind es 30 Anlagen im Großraum Wien, die grünen Strom aus Sonne und Wind erzeugen und an denen Private Anteile erwerben können. Investiert haben die rund 10.000 Beteiligten zusammen bisher mehr als 35 Mio. Euro.

Die 30. Auflage startet kommende Woche am Mittwoch, 24. Mai, mit einem Solarkraftwerk am Wiener Hafen, an dem sich Wien-Energie-Kunden beteiligen können.

Das erste Bürgersolarkraftwerk hat die Wien Energie im Mai 2012 beim Kraftwerk Donaustadt eröffnet. Aktuell werden 26 Sonnenkraftwerke und 4 Windräder in Wien und Niederösterreich im Rahmen dieses Beteiligungsmodells betrieben. Erzeugt wurden in den Bürgerkraftwerken mehr als 50.000 Megawattstunden (MWh) Ökostrom. Das entspricht dem Stromverbrauch von 550.000 Kühlschränken. Die bisherige CO2-Einsparung beziffert die Wien Energie mit 17.000 Tonnen.

Die installierte Leistung liegt bei 19,3 Megawatt (MW). Zum Vergleich: Das Donaukraftwerk Wien-Freudenau hat eine installierte Leistung von 172 MW. Die Solaranlagen der Wien-Energie-Bürgerkraftwerke haben zusammen eine Fläche von 19 Hektar, das entspricht in etwa einer Fläche von 19 Fußballplätzen.

Klimaschutz samt Gelderwerb

Mit den Bürgerkraftwerken könne man für den Klimaschutz Gutes tun und als Anteilseigner "auch noch ganz nebenbei Geld verdienen", so Wien-Energie-Chef Michael Strebl laut Pressemitteilung. "Der Erfolg gibt uns recht, die Bürgerbeteiligungen boomen. Denn die Vergütung ist im Vergleich zu den Konditionen am Kapitalmarkt sehr attraktiv."

Ein Solar-Paneel kostet seit fünf Jahren unverändert 950 Euro. Das Niedrigzinsniveau wirkt sich aber auch hier aus: Gestartet ist man mit einer Vergütung von 3,1 Prozent, aktuell sind es 1,75 Prozent. Der Anteil kann jederzeit für den Kaufpreis wieder an die Wien Energie zurückgegeben werden, und nach Ende der Laufzeit wird der ursprüngliche Kaufpreis wieder zurückerstattet. Die meisten Photovoltaik-Beteiligungsprojekte werden im Rahmen eines Sale-and-lease-back-Modells realisiert – die Wien Energie verkauft das Paneel und mietet es dann wieder zurück. Die jährliche "Miete" (Vergütung) fließt direkt auf das Konto des Beteiligten.

Wien Energie will in den kommenden fünf Jahren 460 Mio. Euro in erneuerbare Energielösungen investieren. Die Nutzung erneuerbarer Energien soll bis 2030 auf 35 bis 40 Prozent verdoppelt werden. Derzeit werden 800.000 Personen mit Naturstrom versorgt, im Jahr 2030 sollen es 1,5 Millionen sein, so die Wien Energie.

Vertrieb wird neu aufgestellt

Zudem rüstet sich Wien Energie für Digitalisierung und Wettbewerb und stellt dafür ihren Vertrieb neu auf. "Wir wollen auf jeden Fall näher an den Kunden heranrücken. Wir tun das, indem wir unseren Vertrieb komplett umorganisieren", sagte Strebl in einem "trend"-Interview. Bisher habe er produktorientiert funktioniert, "jetzt stellen wir alles um. Das betrifft bei uns über 150 Menschen, wir stellen uns ganz neu auf."

Alle Führungspositionen bis zum obersten Vertriebsschef würden dafür neu und auch extern ausgeschrieben. Einen neuen Vertriebsschef will man bis Sommer gefunden haben. Die Umorganisation werde bis Herbst abgeschlossen sein, so Strebl. (APA, 19.5.2017)