Mit der Initiative "Cammini e Percorsi" soll alten Gemäuern entlang von traditionellen Pilgerwegen im ganzen Land neues Leben eingehaucht werden. So zum Beispiel der Casermetta Ciclovia Vento in Ferrara ...

Foto: Agenzia del Demanio

... sowie einem Gebäude an der Via Appia.

Foto: Agenzia del Demanio

Die Initiative "Cammini e Percorsi" gilt als bislang einzigartig. Italiens staatliche Immobilienverwaltung, die Agenzia del Demanio, hat nämlich beschlossen, damit die Aufwertung der an Fahrrad-, Pilger- und Wanderwegen gelegenen Immobilien zu fördern.

Diese sollen in einem speziell dafür eingerichteten Ausschreibungsverfahren an Jugendliche vorerst einmal gratis vermietet werden. Die Immobilienverwaltung wird dabei vom Ministerium für Kultur und Fremdenverkehr und dem Touring Club Italia flankiert. Insgesamt sollen so knapp über hundert Immobilien auf Italiens traditionellen Pilger- und Fahrradwegen vom Norden bis in den Süden aufgewertet werden.

Zum Teil stehen diese oftmals vernachlässigten Immobilien entlang der aus der Römerzeit stammenden Straßen Via Francigena oder Via Appia. Sinn der Initiative ist, den "langsamen Tourismus", also den Wander- und Fahrradtourismus, zu fördern. Die Philosophie, die hinter dem Slogan "Wege und Strecken" steht, ist auch Teil des neuen Fremdenverkehrsplans, der unter anderem auch die Mobilität von Touristen fördern will.

Aufwertung erwünscht

Doch handelt es sich auch um einen Versuch, Italiens reiches Immobilienvermögen aufzuwerten. Ähnlich wie der kürzlich erfolgreich zu Ende gebrachte Verkauf italienischer Staatsimmobilien soll auch Cammini e Percorsi frische Mittel in die ausgetrocknete Staatskasse bringen.

Roberto Reggi, Präsident der staatlichen Immobilienverwaltung, versucht vor allem, vernachlässigte Immobilien in genau definierten Territorien wieder zu altem Glanz zurückzuführen. An den historischen Pilgerwegen der Via Francigena, der Pilgerwege des Heiligen Franz von Assisi und des Heiligen Benediktinus, entlang des römischen Wasserviadukts in Apulien sollen insgesamt 103 Immobilien entweder an Jugendorganisationen für einen Zeitraum von neun Jahren (einmal wiederholbar) gratis vergeben oder aber deren Konzession für 50 Jahre an jene Organisationen verliehen werden, welche einen Umbau und Restrukturierung der Gebäude garantieren. Übrigens wird das Kulturministerium zwei Jahre lang jugendliche Start-ups beraten und diese mit insgesamt drei Millionen Euro unterstützen.

EU-weite Ausschreibung

Bei den jugendlichen Organisationen handelt es sich beispielsweise um Sportvereine, um religiöse Vereine, Wander- oder Fahrradfahrervereine, um Tierschutzorganisationen oder Naturschutzfreunde. Die Ausschreibungen werden bis 26. Juni erfolgen. Laut dem Demanium stehen sie nicht nur Italienern, sondern allen EU-Ländern offen.

Wichtig ist, dass die Vereine von Personen im Alter von bis zu 40 Jahren geführt werden und ein Konzept vorlegen, wie die entsprechenden Immobilien aufgewertet werden könnten. 43 der zur Ausschreibung gelangenden Immobilien stehen unter Kontrolle des Staates. Weitere 50 Objekte stehen unter den Fittichen der öffentlichen Körperschaften und zehn Immobilien unter Schutz der öffentlichen Straßenbaugesellschaft Anas.

Segen des Papstes

Anlässlich der Präsentation des Projekts in Rom verwies Kulturminister Dario Franceschini auf die Tatsache, dass die Agenzia del Demanio kürzlich eine Bestandsaufnahme und Bewertung des auf zig Milliarden Euro geschätzten staatlichen Immobilienvermögens vornahm. Und laut Franceschini sind mit der jüngsten Initiative gleich drei Fliegen auf einem Schlag getroffen: Das oft vernachlässigte öffentliche Immobilien- und Kulturvermögen wird aufgewertet, jungen Unternehmerinitiativen werden Anreize gegeben und der "Ökotourismus", ein auf Fuß-, Rad- und Wanderwegen basierender Tourismus, wird gefördert.

Offensichtlich hat die Initiative auch den Segen von Papst Franziskus erhalten. Denn nicht zuletzt soll auch der Pilgertourismus davon profitieren. In den nächsten Wochen soll ein "Open Day in movimento" (Offener Tag der Bewegung) organisiert werden, um Interessenten Einblick in diese Initiativen zu verleihen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 21.5.2017)