Die vergangenen Jahre waren auch im Personalmanagement von vielen Schlagworten geprägt: Krisen- und Risikomanagement, Resilienz, Innovationskultur, Change, Nachhaltigkeit, digitale Revolution, Future Organizations. Und natürlich immer die eigene Sinnfrage: Partner to the Business? Wir verlangen in der Umsetzung all dieser Themen viel von unseren Kolleginnen und Kollegen, unseren Organisationen und Teams.
Und nun? Gilt das alles nicht mehr? Gilt es nichts mehr, wenn wir von "Disruptionen" sprechen? Von Unterbrechen, von Verdrängung? Der Begriff soll eine gewisse Radikalität transportieren. Frei nach dem Motto: Wir haben verstanden – jetzt wird alles total anders.
Ist das so? Vollzieht sich jetzt der vollständige Wandel? Bedeutet zum Beispiel Recruiting in Zukunft tatsächlich nur mehr die geschickte Nutzung von Algorithmen? Die Technologien können ja jetzt schon mehr, als wir es über weite Strecken erahnen und vor allem zu nutzen bereit sind.
Wir werden im Personalmanagement vieles über Bord werfen müssen – und vielleicht auch selbst über Bord geworfen werden. Wir werden damit konfrontiert sein, dass sich die Rahmenbedingungen von einem Tag auf den anderen fundamental ändern.
Mehr von außen
Wir werden aber auch unsere Produkte im Personalmanagement, unsere Ansätze weiterentwickeln müssen, wo wir auf unseren Erfahrungen und den Austausch untereinander aufbauen werden. Und wir werden – gerade wo es um unsere Grundwerte geht – auch bewahren. Also: Keep – Shift – Reset.
Die Grenzen zwischen Keep, Shift und Reset werden fließend und in unseren Branchen und Unternehmen unterschiedlich sein. Wir dürfen nicht feig sein und uns hinter dem "keep" verstecken. Wir müssen mutig sein, den "Reset-Button" zu drücken und zu neuen Ufern aufzubrechen – wir als Community, unsere Unternehmen, jeder von uns.
Bildlich gesprochen werden wir in den Veränderungsprozessen verschiedene Rollen und Positionen einnehmen: Wir werden hinten stehen und sagen: Nein! Hier müssen wir unseren Grundwerten treu bleiben. Wir werden mittendrin stehen, um die Zweifel zu hören und zu verstehen. Und wir müssen vorne stehen, die "Rufer" sein und ermutigen, den Wandel zuzulassen.
Mehr Austausch
Eines wird dabei in unserer Profession wichtiger als je zuvor: Wir müssen "outside-in", von außen nach innen, denken und arbeiten.
Das, was uns treibt, wird vor allem von "outside" kommen – von sich ändernden Märkten, von neuen Mitbewerbern, vom Arbeitsmarkt, mit unerwarteten Technologien, aus den Gesellschaften, in die wir eingebettet sind.
Wir werden auch den Austausch mit und die Erfahrung von Kolleginnen und Kollegen mehr brauchen als zuvor. Dies nicht nur, um unsere Unternehmen bestmöglich zu unterstützen, sondern auch, um gemeinsam unseren Beitrag zur Standortentwicklung zu leisten. Damit wir auch in Zukunft Arbeit, Erfüllung und Zukunft finden. (Bernhard Reisner, 25.5.2017)