Ingrid Felipe Saint Hilaire ist die neue Bundessprecherin der Grünen.

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Mit nur 38 Jahren übernimmt Ingrid Felipe die Rolle der Bundessprecherin bei den Grünen. Seit 2013 ist sie stellvertretende Tiroler Landeshauptfrau, seit dem Vorjahr auch stellvertretende Bundessprecherin. Felipe galt daher als aussichtsreiche Kandidatin für die Glawischnig-Nachfolge. Doch sie war clever genug, sich nicht auf den Schleudersitz der Spitzenkandidatin für die Wahlen im Oktober schnallen zu lassen. Schließlich soll sie die Tiroler Grünen im Frühjahr 2018 noch in die Landtagswahlen führen. Sich vorab auf Bundesebene zu verausgaben wäre wohl ihr politisches Aus gewesen.

Die in Rum bei Innsbruck wohnhafte studierte Betriebswirtin gilt als karrierebewusst und von ihren politischen Fähigkeiten überzeugt. Seit 2012 sitzt sie im Tiroler Landtag, davor war sie Landessprecherin der Grünen. Sie weiß, wovon ihre Vorgängerin an der Bundesspitze gesprochen hat, als sie bei ihrer Abschiedsrede den Sexismus in der Politik anprangerte. Seit Felipe als Vize an der Seite von ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter reüssiert, ist sie untergriffigen Anfeindungen ausgesetzt. Im stockkonservativen Tirol hatten viele ein Problem damit, dass plötzlich eine junge Alleinerzieherin mitregiert.

Felipe blieb souverän. Sie überzeugte schon im Landtagswahlkampf 2013 mit ihrer überlegten Art. Statt auf Konfrontation zu gehen, sucht sie den Kompromiss. Als leidenschaftliche Handballerin – ihre Position war die der Spielmacherin im Rückraum Mitte, von wo aus sie die Bälle verteilte – ist ihr taktischer Spielaufbau vertraut. Wobei die Grünen in Tirol für diese Kompromissbereitschaft zuletzt viel Kritik einstecken mussten, weil sie die von der ÖVP verlangten Kürzungen bei der Mindestsicherung mitgetragen haben.

Einen Wechsel nach Wien hat Felipe bislang immer ausgeschlossen, weil ihr 13-jähriger Sohn in Innsbruck zur Schule geht und dort seinen Lebensmittelpunkt hat. Zudem kann Felipe in Tirol auf die Unterstützung ihrer Mutter zählen, und Familie ist ihr wichtig. Ihr exotischer Nachname Felipe Saint Hilaire stammt übrigens von ihrem Exmann, der aus der Dominikanischen Republik kommt. Ihr Mädchenname lautete Walpoth.

Ihren Wechsel an die Bundesspitze hat Felipe mit Bedacht vorbereitet. Sie gilt als fleißige Netzwerkerin, die in den vergangenen Monaten parteiintern höchst aktiv war. Die Tiroler Grünen jubeln über ihren Aufstieg und hoffen, dass sie nach der Wahl die Partei ganz übernimmt. (Steffen Arora, 19.5.2017)