Wien – Die von Hans Peter Haselsteiner und Erhard Grossnig (über ihre jeweiligen Stiftungen) kontrollierte Westbahn rüstet auf und weitet ihr Verkehrsangebot deutlich aus: Um 140 Millionen Euro werden zehn weitere Doppelstockzüge gekauft, die ab dem Wechsel zum Winterfahrplan am 10. Dezember jeweils im Stundentakt von Wiener Westbahnhof und Wiener Hauptbahnhof nach Salzburg fahren.

Die Zahl der Westbahn-Zugfahrten auf der einzigen liberalisierten Personenverkehrsstrecke zwischen Wien und Salzburg steigt damit auf 60 pro Tag, verkündete Westbahn-Chef Erich Forster am Freitag bei der Präsentation der bis dato im Testbetrieb fahrenden Doppelstockzüge von Stadler Rail.

Größere Eingangstüren, besserer Druckausgleich in Tunnels und technische Neuerungen wurden in die zehn neuen Westbahnzüge eingebaut. Sie fahren ab Dezember auch vom Hauptbahnhof.
Foto: Westbahn / Hans Leitner

Fahrgastboom erhofft

Die Zahl der Fahrgäste soll bis 2020 von fünf auf 20 Millionen steigen. Die Finanzverbindlichkeiten der Westbahn-Mutter Rail Holding schnellen damit auf 180 Millionen Euro hinauf, sagte Haselsteiner, der zugibt, dass ihm das vor sieben Jahren eingegangene Investment einiges an Leidensfähigkeit abverlange: "Unser Ziel ist eine vernünftige bürgerliche Eigenkapitalverzinsung." Selbige könne durchaus bescheiden sein, bleibe bei einem Investment dieser Größenordnung aber eine Herausforderung. Insgesamt habe man seit Gründung der Westbahn rund 300 Millionen Euro investiert.

Man müsse die Abschreibungen ja auch verdienen, pflichtete Investor Grossnig bei, der den Anteil seiner Augusta-Stiftung auf 32,70 aufgestockt hat, als der strategische Partner, die französische Staatsbahn SNCF, bei der Kapitalerhöhung für Rollmaterial nicht mitzog und ihren Anteil auf 17,4 Prozent verwässern ließ. Die Haselsteiner-Familien-Privatstiftung hält seither 49,9 Prozent.

Hans Peter Haselsteiner und Erhard Grossnig wollen die von ihnen kontrollierte Westbahn auf 20 Millionen Fahrgäste bringen.
Foto: Westbahn

2015 stand erstmals ein Plus vor dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit). Für den Jahresabschluss 2016, der noch nicht veröffentlicht wurde, stellt das Unternehmen erstmals ein positives Ergebnis vor Steuern (EBT) in Aussicht. Zwischen 2012 und 2016 verdoppelte sich der Umsatz von 26,5 Millionen auf 56,6 Millionen Euro.

Das Ziel, im Zweistundentakt Innsbruck anzufahren, habe man wieder verworfen, räumt Forster ein. Das rentiere sich nicht, solange die ÖBB-Schnellzüge ab Salzburg gemeinwirtschaftlich, also vom Verkehrsministerium finanziert werden. Das dürfte noch länger so bleiben, denn der Verkehrsdienstvertrag (VDV) des Bundes läuft noch bis 2019, und Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) hat sich wie seine Vorgänger dafür ausgesprochen, den nächsten VDV ab 2019 wieder in Direktvergabe der ÖBB zuzuschanzen.

Kritik an Vergaben

Haselsteiner hat noch Hoffnung, dass nach der Wahl mit Direktvergaben Schluss ist und wie in der neuen EU-Eisenbahnrichtlinie vorgesehen öffentlich ausgeschrieben und im Wettbewerb vergeben wird. Da Österreich das ganze Bundesgebiet für subventionsfähig erklärt hat, kann mit guter Begründung allerdings noch bis 2023 nach der "alten" EU-Vergabeverordnung (PSO) direkt vergeben werden, wenden Vergaberechtsexperten ein. Bei einer Laufzeit von zehn Jahren käme dann eine Ausschreibung erst 2033. Vor dem 26. Juli 2000 direkt vergebene Langfrist-Uraltverträge dürfen laut EU längstens bis 2030 laufen.

Vor diesem Hintergrund ist die jüngste Aufregung über die von der SPÖ vorgelegte und von der ÖVP abgelehnte Änderung des Vergaberechts, bei der Verkehrsdienstverträge ausgenommen sind, quasi ein Schattenboxen. Denn EU-Richtlinie und PSO-Verordnung gehen direkt in nationales Recht über. (ung, 19.5.2017)