Nach 25 Jahren, fünf Abstiegen und einer bitteren Ära hat der 1. FC Köln wieder den Europapokal erreicht.

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Köln – An dem historischen Tag in der Vereinsgeschichte gingen beim deutschen Fußball-Bundesliga-Club 1. FC Köln die Emotionen über. "Das ist einer neuer Feiertag für den Kölner Kalender: Weihnachten, Geburtstag und Silvester auf einmal", sagte Kapitän Matthias Lehmann nach dem gesicherten Europacup-Comeback nach 25 Jahren: "Da herrscht eben der absolute Ausnahmezustand."

Nicht nur die Fans machten nach dem 2:0 gegen Mainz 05 und dem fünften Platz in der Abschlusstabelle die Nacht zum Tag, auch so mancher Profi ging den Vier-Tages-Trip nach China nach der Party in der "Halle Tor 2" mit schwerem Kopf an. In den Gasthäusern floss das Kölsch in Strömen, in der Stadt gab es Autokorsos. Beliebtes Souvenir der ausgelassenen Anhänger waren Rasenstückchen aus dem Kölner Stadion – bis zum ersten Europacupspiel seit einem Vierteljahrhundert braucht der FC also erst einmal eine neue Spielfläche.

Ausnahmezustand

Auch Trainer Peter Stöger bekam eine Bierdusche ab. "Fünf Spieler werden sich einen neuen Arbeitgeber suchen müssen", erklärte der Wiener im Scherz. Schon als die Fans den Platz gestürmt hatten und sich die Spieler mit vorgefertigten "Europapokaaal"-Shirts und einem Megafon auf der Tribüne feiern ließen, hätte sich Stöger lieber in die Katakomben verzogen. Doch sein Assistent Manfred Schmid packte ihn und trug ihn zur jubelnden Meute.

8.998 Tage war am Samstag das 160. und bisher letzte Europacupspiel des FC her – im September 1992 gab es bei Celtic Glasgow eine 0:3-Niederlage. Torhüter Timo Horn, im Mai 1993 geboren, hat somit noch keines erlebt. "Ich kenne das nur von Erzählungen von meinen Eltern und Großeltern", sagte der gebürtige Kölner.

Nach dem Sieg durch Tore von Nationalspieler Jonas Hector (43.) und Yuya Osako (87.) wurden die vor dem Saisonfinale auf Platz sieben stehenden Kölner noch Fünfter – somit ersparen sie sich nicht nur das einwöchige Zusatz-Zittern bis zum Cupfinale, sondern auch gleich noch die Qualifikation. "Das ist perfekt", meinte Sportchef Jörg Schmadtke: "Wir können durchplanen ohne Eventualitäten."

Auf Schmadtke, der schon die Außenseiter Alemannia Aachen und Hannover 96 in den Europacup führte, wartet viel Arbeit. Er darf mit zusätzlichen Einnahmen planen, muss aber einen größeren Kader als geplant zusammenstellen. Einen kompletten Umbau schloss er bereits aus. "Man hat gesehen, dass wir eine gute Mannschaft haben. Im Gros werden wir sicher zusammenbleiben", erklärte er. (APA, 21.5.2017)