New York – 2015 haben Biologen rund 18.000 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt. Im Jahr darauf waren es annähernd ebenso viele – und nicht wenige davon zeichneten sich durch kuriose oder anderweitig bemerkenswerte Eigenschaften aus. Wissenschafter des Instituts für Artenforschung der State University of New York haben aus diesem großen Pool an neuen ausgefallenen Lebewesen auch heuer wieder eine Top-Ten-Liste zusammengestellt. Die auserkorenen Spezies stammten aus zehn Ländern auf vier Kontinenten.

Eine genau Zahl existiert nicht, doch vermuten Forscher, dass aktuell etwa zwei Millionen Arten wissenschaftlich beschrieben sind. Weitere zehn Millionen Tier- und Pflanzenspezies gilt es noch zu entdecken. Mit den seit 2008 jährlich veröffentlichten Top Ten wollen die Wissenschafter auf die Biodiversität und die drohende Ausrottung vieler Arten aufmerksam machen.

Die weniger als zwei Millimeter lange Spinne Eriovixia gryffindori haben Wissenschafter in Indien entdeckt. Benannt wurde sie nach dem Sprechenden Hut der Harry-Potter-Romane, der einst dem Zauberer Godric Gryffindor gehört hatte und beim Aufnahmeritual der Zauberschule Hogwart eine bedeutende Rolle spielt. Die wahrscheinlich nachtaktive Mini-Spinne versteckt sich auf dem Waldboden zwischen abgefallenem Laub. Bisher ist nur ein einziges weibliches Exemplar beobachtet worden.

Foto: APA/AFP/Sumukha J.N/SUMUKHA J.N

Ebenfalls nach einer fiktiven Figur benannt wurde die Ameise Pheidole drogon, die in Papua-Neuguinea entdeckt wurde. Der schwarze Drache "Drogon" aus der Roman- bzw. TV-Serie "Game of Thrones" war Namenspate für die Ameise mit den schwarzen Stacheln auf dem Rücken, die teilweise zur Befestigung von Muskeln dienen.

Foto: oist

Auch ein Tausendfüßler finden sich in den diesjährigen Top Ten: Illacme tobini, der im Sequoia Nationalpark in den USA entdeckt wurde, kann sogar bis zu 750 Beine haben – und damit möglicherweise bald einen Rekord aufstellen. Sein ganzes Leben lang fügt dieser rund 20 Millimeter lange Tausendfüßler, der keine Augen hat, immer wieder Beine hinzu.

Foto: paul marek, virginia tech

In Laos, Thailand und Vietnam wurde der 20 Zentimeter lange Hundertfüßer Scolopendra cataracta entdeckt. Das giftige Gliedertier mit 20 Beinpaaren ist der erste bekannte Hundertfüßer, der sich zwar durchaus flink auf der Erde fortbewegen kann, auf der Flucht allerdings eher das Wasser bevorzugt und dort sogar für eine Weile untertauchen kann.

Foto: ZooKeys

Die in Indonesien entdeckte Ratte Gracilimus radix bevorzugt anders als die meisten ihrer nächsten Verwandten nicht Fleisch als Hauptgericht: der Allesfresser knabbert besonders gern an Wurzeln.

Foto: Kevin Rowe, Museums Victoria

Die perfekt getarnte Heuschrecke Eulophophyllum kirki wurde entdeckt, als Forscher in Malaysia eigentlich nach Spinnen und Schlangen suchten. Ein einziges Exemplar wurde bisher fotografiert, von einem Fotograf namens Peter Kirk, nach dem die Art auch benannt ist. Die Männchen der rund 40 Millimeter langen Art sind grün, die Weibchen pink.

Foto: Peter Kirk

Wer glaubt, dass nur mehr Winzlinge der Liste neuentdeckter Arten hinzugefügt werden, den wird dieses Tier eines Besseren belehren: Im brasilianischen Tocantina-Fluss stöberten Forscher den Stachelrochen Potamotrygon rex auf – der Süßwasserfisch ist mehr als ein Meter lang und bis zu 20 Kilogramm schwer.

Foto: Marcelo R. de Carvalho

Die vom Aussterben bedrohte Orchidee Telipogon diabolicus fanden Wissenschafter in Kolumbien. Das Besondere an dieser Blume ist ihr dabolisches Aussehen: Ihr Reproduktionsorgan gleicht dem Kopf eines Teufels.

Foto: Marta Kolanowska

In Australien entdeckten Forscher die Buschtomate Solanum ossicruentum, die allerdings mit den echten Tomaten nicht näher verwandt ist. Wenn eine ihrer unreifen Früchte angeschnitten wird, verändert sich das Fleisch von weiß-grün zu blutrot.

Foto: Jason T. Cantley

Im Meer vor Mexiko in rund 1.700 Metern Tiefe fanden Wissenschafter das seltsame Lebewesen Xenoturbella churro. Lange Zeit war unklar, wo im Stammbaum die Kreatur eigentlich einzuordnen ist. Vor kurzem schließlich gelang es US-Biologen Xenoturbella als eine sehr ursprüngliche Form zweiseitig symmetrischer Tiere zu identifizieren, die eine Geschwistergruppe der sogenannten Neumünder bilden, zu denen die Chordatiere und damit auch der Mensch zählen. Kurios an diesen "Meeressocken" ist auch, dass sie zwar einen Mund – aber keinen Anus besitzen.

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Nachlese

(red, 21.5.2017)

Foto: MBARI