Wie von einem anderen Planeten kommend wirken die Bilder vom Besuch Donald Trumps in der saudischen Märchenwelt, der, durch die goldenen Paläste geschleust, davon überzeugt werden sollte, dass es für ihn nur einen einzigen potenten Partner in der Region geben kann: Saudi-Arabien. Für die Saudis war es ein ästhetischer Triumph: Der sonst so polternde US-Präsident neigt vor dem greisen König dezent sein Haupt, um sich die schwere goldene Kette umhängen zu lassen. Die männliche Elite des Königreichs wiegt sich mit den Gästen im kriegerischen Schwerttanz, und nahtlos fügen sich die eleganten Silhouetten der Trump-Frauen – natürlich ohne Kopftuch, Saudi-Arabien ist ja ein weltoffenes Land, oder? – in die Szene ein.

Für die verwundete Seele Trump, zu Hause Stoff für Satiriker und Sonderermittler, muss der Empfang in Riad Balsam gewesen sein. Hier, wo vor etwa 275 Jahren die Familie Saud und der Prediger Ibn Abdul Wahhab ihren Bund knüpften, der zur Grundlage des 1932 ausgerufenen saudischen Königreichs wurde, ist er quasi der Dritte im Bunde. Und das ist eigentlich nichts Neues, die strategische Partnerschaft mit den USA, gegründet auf Öl und nach 1945 auf dem Kampf gegen den Kommunismus, begleitet Saudi-Arabien seit Anbeginn.

Nummer eins im Kampf gegen den islamischen Extremismus

Aber da war doch etwas dazwischen – ach ja, dass die meisten der Attentäter, die am 11. September 2001 den islamistischen Terror in die USA trugen, aus Saudi-Arabien stammten. Die Saudis meinen, mit dem Empfang für Trump dessen Vorgänger Barack Obama aus der Geschichte der beiderseitigen Beziehungen zu tilgen, der offen die Frage ansprach, was der Export des saudischen Salafismus für die Welt bedeutet. Aber dass Obama diese Diskussion angestoßen hat, schuf in Wahrheit den Rahmen für den Trump-Besuch: die saudischen Beteuerungen, dass man im Kampf gegen den islamischen Extremismus die Nummer eins sei.

Bevor die Verbindung zwischen Extremismus und dem eigenen salafistischen Erbe nicht aufrichtig diskutiert wird, bleibt jedoch eine saudische Ambiguität, die nicht nur Nichtmuslimen, sondern auch vielen Muslimen nicht geheuer ist. Und die innersaudische kritische Debatte ist dadurch gefährdet, dass die USA – und Israel – das saudische Narrativ akzeptieren, um die Frontreihen gegen den einen großen Feind zu schließen, den Iran.

Reagan-Kopie

Vielleicht hat Trump im Sinn, Ronald Reagan zu kopieren, der als Taktik gegen die Sowjetunion in den 1980er-Jahren die volle Härte wählte: Der Iran soll mit dem Schlimmsten rechnen müssen, wenn er seine Machtprojektionen in die arabische Welt – Irak, Syrien, Libanon, Jemen – nicht aufgibt. Aber dabei hat Russland auch noch etwas mitzureden, und das ist ja Trumps ganz große Baustelle.

Dass die USA den Saudis den führenden Part bei der Klärung der Hegemonialfragen in der Region zuteilen, könnte sich als Fehlkalkulation erweisen. Das Hofieren des saudischen Systems ist eine Ohrfeige ins Gesicht all der jungen arabischen Menschen, die 2011 auf die Straße gingen, um für mehr Teilhabe am politischen System und für mehr wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. Solange das saudische Königshaus der eigenen Bevölkerung diese Wünsche abkaufen kann, wird es ruhig bleiben. Aber in den nächsten Jahren stehen schon einmal 350 Milliarden Dollar weniger zur Verfügung, die in die US-Rüstungsindustrie fließen. (Gudrun Harrer, 21.5.2017)