Insgesamt 170 kg Suchtgift sind durch Ermittlungen im Rahmen der internationalen Operation "Porto" sichergestellt worden, davon 27 kg in Österreich. Das berichtete Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. "Wir haben festgestellt, dass der Handel mit synthetischen Drogen im Darknet stark zunimmt", hielt Sobotka fest. Diesem wolle man den Kampf ansagen.

In die ganze Welt versandt

Die Operation "Porto" wurde im August 2016 vom Bundeskriminalamt (BK) in Kooperation mit deutschen Strafverfolgungsbehörden initiiert. Die Drogen wurden in Deutschland von Mittelsmännern per Post in die ganze Welt versandt. Bei der Überprüfung von Postsendungen in internationalen Flughäfen in Deutschland stellten Ermittler etwa 6.000 Postsendungen mit insgesamt 170 Kilogramm Suchtgift sicher. Die Empfänger verteilten sich auf 60 Nationen, wobei Österreich nach den USA den zweiten Platz einnahm.

Ermittlungen ergaben, dass ein Großteil der über das Darknet verkauften Drogen in den Niederlanden hergestellt wurde. Dort gebe es Untergrund-Labore, in denen wöchentlich rund 500 kg Suchtmittel produziert werden können, sagte Dieter Csefan, Leiter des Büros Suchtmittelkriminalität im BK. Mit einem Umsatz in Millionenhöhe.

56 kg Suchtgift im Darknet erworben

In Österreich wurden gegen 174 Personen Ermittlungsverfahren durchgeführt, die 56 kg Suchtgift im Darknet erworben, eingeführt und größtenteils weiterverkauft hatten. 98 davon wurde der gewerbsmäßige Handel mit großen Mengen an illegalen Suchtmitteln nachgewiesen. Im Zuge von 74 Hausdurchsuchungen wurden 27 kg Suchtgift und 3.200 Stück Ecstasy-Tabletten sichergestellt.

Insgesamt wurden seit Gründung der Task-Force im BK im März 2015 in Österreich 697 Personen angezeigt, die 123 kg Suchtgift und 78.000 Stück Ecstasy-Tabletten im Darknet erworben, eingeführt und größtenteils weiterverkauft haben sollen. 159 davon wurde der gewerbsmäßige Handel mit großen Mengen nachgewiesen. Im Zuge von 181 Hausdurchsuchungen wurden 35 kg Suchtgift und 4.500 Stück Ecstasy-Tabletten sichergestellt. Die meisten Bestellungen von Suchtgift gab es in Oberösterreich mit knapp 32 Prozent, gefolgt von Wien (21 Prozent), der Steiermark (12,5 Prozent) und Niederösterreich mit zehn Prozent.

"Die Besteller wissen nicht, was sie tatsächlich bekommen"

Unreine Suchtmittel seien eines der großen Probleme beim Drogenhandel über das Darknet, sagte Sobotka. "Die Besteller wissen nicht, was sie tatsächlich bekommen", sah auch Csefan Gefahr. Außerdem würden die Betroffenen nicht Anzeige erstatten, sondern stünden in Konnex mit dem Dealer – es handle sich um ein sogenanntes Kontrolldelikt. Bei neun Drogentoten in Österreich im Zeitraum von Sommer 2014 bis Jänner 2017 wurde ein Zusammenhang mit Online-Suchtmittelbestellungen nachgewiesen. Das jüngste Drogenopfer war 18 Jahre alt. "Das zeigt, es ist für uns ein gesellschaftliches Problem der breiten Art", so Sobotka.

"Besonders schwierig ist es, ins Darknet bzw. Deepnet einzusteigen und Vertrauen zu generieren", beschrieb BK-Direktor Franz Lang die Ermittlungen, doch man sei auf für Österreich relevante "Marktplätze" gestoßen. Zu den Merkmalen dieses Drogenhandels gehören unter anderem die Anonymität der Beteiligten, die ständige Verfügbarkeit der Suchtmittel sowie das Wegfallen von Hemmschwellen, da kein persönlicher Kontakt bestehe. Es handle sich um "schwere Drogenkriminalität vom Wohnzimmer aus", durch die große Suchtmittelmengen auch in rurale Gebiete gebracht werden können.

"Man braucht hier drei Expertisen: Suchtmittel, IT und Kommunikation."

Durch die Ermittlungen der Kriminalbeamten der Landeskriminalämter ergaben sich Hinweise über die Versender der Suchtmittel in den Niederlanden gewonnen werden. Die Ermittlungen dazu sind im Laufen. Sechs weitere Mitarbeiter des BK würden außerdem speziell für Ermittlungen gegen Drogenhandel im Darknet geschult werden, sagte Lang. "Man braucht hier drei Expertisen: Suchtmittel, IT und Kommunikation." Rund die Hälfte der Ausbildungszeit der BK-Mitarbeiter finde im Ausland statt, u. a. in den USA, Südafrika und den Niederlanden. Sobotka wünschte sich zukünftig eine noch intensivere Kooperation mit Europol. Durch Anpassung der Strafprozessordnung wäre es zudem möglich, Pakete bereits auf dem Flughafen zu öffnen, wie es in Deutschland bereits stattfindet. (APA, 22.5. 2017)