Tunis – Bei Protesten im Süden Tunesiens ist am Montag nach Angaben des Gesundheitsministeriums ein Mann getötet worden, als er von einem Polizeiwagen erfasst wurde. Danach setzten Demonstranten Medienberichten zufolge zwei Polizeistationen in Brand, Sicherheitskräfte reagierten mit Tränengas. Bereits seit Wochen demonstrieren Bewohner der Region Tataouine für mehr Arbeitsplätze und eine größere Teilhabe an den Rohstoffeinnahmen. Mehrmals versuchten sie auch die Produktion in Gas- und Ölanlagen zu blockieren.

In den vergangenen Tagen hatten sich die Spannungen rund um die Anlage in El Kamour verschärft. Soldaten feuerten immer wieder Warnschüsse ab, am Sonntag drohte das Verteidigungsministerium in Tunis mit rechtlichen Konsequenzen und auch mit der Anwendung von Gewalt, sollten Demonstranten versuchen, die Anlage zu stürmen. Wegen der anhaltenden Unruhen haben bereits mehrere Energiekonzerne in der Region Personal abgezogen, darunter auch die österreichische OMV.

Militär im Einsatz

Vor knapp zwei Wochen hatte Präsident Béji Caïd Essebsi das Militär zum Schutz der Fabriken und Anlagen beordert – ein Schritt, der von der Opposition in Tunesien in Hinblick auf die Einschränkung der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit kritisiert worden war. Der tunesische Außenminister Khemaies Jhinaoui war im Gespräch mit dem STANDARD vergangene Woche noch davon ausgegangen, dass es nicht zur Eskalation kommt. (APA, maa)