Laut dem Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) wurden im Jahr 2016 von den Gemeinnützigen nur rund 3.400 neue Wohnungen in Wien errichtet. Im Rekordjahr 2015 wurden noch fast 6.400 Einheiten übergeben.

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Wien – Die Bevölkerung der Stadt Wien wächst seit Jahren stark: Im Vorjahr nahm die Zahl der Einwohner um 27.700 zu. Damit entfielen rund 38 Prozent des gesamten Wachstums in Österreich auf die Bundeshauptstadt. Die Entwicklung von dringend notwendigem leistbarem Wohnraum konnte damit aber nicht Schritt halten: Laut dem Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) wurden im Jahr 2016 von den Gemeinnützigen nur rund 3.400 neue Wohnungen in Wien errichtet (siehe Grafik). Im Rekordjahr 2015 wurden noch fast 6.400 Einheiten übergeben.

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Auch in diesem Jahr werden laut GBV-Prognosen nur rund 3.700 Wohnungen in Wien fertig, womit die Neubauleistung der Gemeinnützigen im Vergleich zum Bevölkerungsboom erneut vergleichsweise schwach ausfällt. Erst danach geht es laut GBV-Obmann Karl Wurm für Wien wieder deutlich bergauf: Für 2018 wird mit rund 5.600 Wohnungen der Gemeinnützigen gerechnet.

Schere geht weiter auseinander

Wie wichtig leistbarer Wohnraum ist, zeigt ein GBV-Vergleich, wonach die Schere zwischen Mietpreisen bei Gemeinnützigen auf der einen Seite und privaten und gewerblichen Vermietern auf der anderen Seite immer weiter auseinandergeht. Am deutlichsten wird das laut Wurm in Wien sichtbar: So erhalte man bei den GBV für 725 Euro Miete eine 72 Quadratmeter große durchschnittliche Neubauwohnung. Bei den Privaten seien für 725 Euro Miete aber durchschnittlich nur 48 Quadratmeter drin. Wurm: "Das Auseinanderklaffen zeigt sich immer deutlicher."

Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) hat die Zahlen für den geförderten Wohnbau im Vorjahr noch nicht bekanntgegeben. Sein Büro verwies auf Anfrage des STANDARD aber auf die Anzahl der Förderzusicherungen für das Jahr 2016, die insgesamt bei 7.335 lag. Das Ressort Ludwig zählt zum geförderten Wohnbau die Bauleistung der Gemeinnützigen genauso wie den geförderten Wohnbau der Gewerblichen sowie sonstige geförderte Wohnbauten, die auch mit Geldern der Wiener Wohnbauinitiative errichtet wurden.

Es zeigt sich, dass sich zuletzt der Anteil der Gemeinnützigen am Gesamtvolumen in Wien stark in Richtung des geförderten Wohnbaus der Gewerblichen verlagert hat. Auch zahlreiche gemeinnützige Bauträger haben mittlerweile gewerbliche Töchter.

13.000 Wohnungen als politisches Ziel

In Wien wurde im Jahr 2015 eine Gesamt-Neubauleistung, also gefördert und freifinanziert, von 10.500 Einheiten gezählt. Ludwig hat im Vorjahr bekanntgegeben, diese Zahl aufgrund des Zuwanderungsdrucks auf 13.000 in die Höhe zu schrauben. Der Anteil geförderter Wohneinheiten soll dabei von rund 7.000 auf 9.000 pro Jahr erhöht werden.

"Diese deutliche Steigerung sollte auch tatsächlich erreicht werden", heißt es aus dem Büro von Ludwig. Aufgrund der Vorlaufzeit, Wohnungen zu realisieren, sollen die 13.000 Wohnungen – sowie die rund 9.000 geförderten Wohneinheiten – erstmals 2018 oder 2019 erreicht werden.

Mangel an leistbarem Wohnraum sei laut GBV-Obmann Wurm das Hauptproblem in den österreichischen Ballungsräumen. Von der neuen Bundesregierung fordert er Maßnahmen, damit die Gemeinnützigen wieder leichteren Zugang zu günstigen Grundstücken für Wohnbauten haben. Dringlich sei etwa die geplante Reservierung von Vorbehaltsflächen für den geförderten Wohnbau bei Umwidmung von Grundstücken, etwa Kasernenarealen. (David Krutzler, 23.5.2017)