Truppentransporter der philippinischen Armee neben fliehenden Zivilisten

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Zivilisten auf der Flucht aus Marawi

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Putin nahm sich vor Dutertes überstürzter Abreise Zeit für seinen philippinischen Amtskollegen.

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Der gescheiterte Armeeeinsatz soll Abu-Sayyaf-Anführer Isnilon Hapilon (zweiter von rechts) gegolten haben. Das undatierte Archivbild wurde auf der Insel Jolo aufgenommen.

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Manila – Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat mit der Ausweitung des Kriegsrechts auf das ganze Land gedroht. Falls sich der Terrorismus vom Süden weiter ausweite, könnte das Kriegsrecht über die Region Mindanao hinaus auch im Rest des Landes in Kraft gesetzt werden, sagte Duterte am Mittwoch nach seiner vorzeitigen Rückkehr von einer Russland-Reise in der Hauptstadt Manila.

"Ich könnte das Kriegsrecht für das ganze Land erklären, um die Leute zu schützen." Der Präsident des südostasiatischen Inselstaats hatte am Dienstagabend zunächst für 60 Tage das Kriegsrecht über Mindanao verhängt.

Damit reagierte er auf den Vormarsch von islamistischen Rebellen in Marawi, einer Stadt mit mehr als 200.000 Einwohnern im Süden des Landes. Die etwa 100 bewaffneten Männer sollen dort auch mehrere Geiseln genommen haben. Duterte brach wegen der Krise einen Besuch in Moskau ab und kehrte zurück.

Kirche niedergebrannt

Nach Angaben von Polizei und Militär nahmen die Aufständischen mehrere Christen, darunter den katholischen Priester Chito Suganob, als Geiseln und brannten eine Kirche, ein Gefängnis, zwei Schulen sowie mehrere andere Häuser nieder. Laut Socrates Villegas, dem Vorsitzenden der philippinischen Bischofskonferenz, drohen sie, die Geiseln zu töten, wenn die Armee nicht abzieht.

Dreizehn Aufständische und sieben Angehörige der Sicherheitskräfte seien bei Schießereien getötet und weitere 33 verletzt worden, gab das Militär am Mittwochnachmittag bekannt.

Nach Angaben der örtlichen Behörden sind inzwischen mehrere Tausend Menschen aus Marawi auf der Flucht. Der stellvertretende Gouverneur der Provinz Lanao del Sur, Mamintal Adiong, sprach von einem "Massen-Exodus". Die Menschen seien mit Autos, Motorrädern, Booten und auch zu Fuß unterwegs in die nächstgelegene Stadt Iligan, etwa 40 Kilometer entfernt.

In der ganzen Stadt mit 200.000 Einwohnern sei der Strom ausgefallen und überall seien Scharfschützen der Angreifer, sagte der Minister. Bei den Bewaffneten handle es sich mutmaßlich um Mitglieder der Terrorgruppen Abu Sayyaf und Maute, die dem IS die Treue geschworen haben, sagte ein Armee-Sprecher. Abu-Sayyaf-Mitglieder hatten im Februar einen entführten deutschen Segler enthauptet.

Von zivilen Opfern in der Stadt rund 800 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila wurde zunächst nichts bekannt. Die Kämpfe brachen demnach aus, als Soldaten vergeblich versuchten, den Abu-Sayyaf-Anführer Isnilon Hapilon festzunehmen, auf den die USA ein Kopfgeld in Höhe von fünf Millionen Dollar ausgesetzt haben.

Die Terroristen brachten nach Berichten von Einwohnern auch ein Krankenhaus unter ihre Kontrolle, wohin sie ihre Verletzten gebracht hätten. Ärzte, Pfleger und andere Patienten würden von den Bewaffneten festgehalten. Der Leiter des Krankenhauses, Mohammad Abedin, wandte sich mit einem dramatischen Appell an die Außenwelt: "Bitte betet für uns hier." Gebäude stünden in Flammen und der Strom sei ausgefallen.

Duterte bricht Moskau-Besuch ab

Generalstabschef Eduardo Ano rief die Menschen auf, sich in ihren Häusern zu verbarrikadieren. Von Moskau aus, wo er Duterte bei einem Besuch begleitete, versicherte er, es gebe ausreichend Regierungssoldaten in der Stadt, um die Lage rasch unter Kontrolle zu bekommen. Duterte kündigte an, er werde den Russland-Besuch angesichts der Entwicklung abkürzen und nach Manila zurückkehren.

Bei einem auf Dienstagabend vorverlegten Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin verlautbarte Duterte, die Philippinen benötigten moderne Waffen für den Kampf gegen die IS-Jihadisten. Putin erklärte, er hoffe, dass der Konflikt "mit minimalen Verlusten" beendet werde und äußerte Hoffnung auf "wirtschaftliche und militärische" Kooperation mit Manila.

Bürgermeister fordert Verstärkung

Bürgermeister Majul Gandamra widersprach dem Generalstabschef. Es gebe nicht genügend Soldaten in der Stadt und Verstärkung würde dringend benötigt. Er selbst sei mit Verwandten im Rathaus. "Wir sind die einzigen hier, die das Gebäude verteidigen", sagte er im Radio. "Wir werden nicht zulassen, dass die Terroristen das Rathaus einnehmen", sagte er.

Im Süden der mehrheitlich katholischen Philippinen kämpfen muslimische Separatisten seit den 1960er-Jahren für Autonomie. Immer wieder verübten sie auch Bombenanschläge. Unter dem Einfluss von Al-Kaida entstand 1991 die Organisation Abu Sayyaf. Die Gruppe finanziert ihren Kampf unter anderem mit Entführungen. (red, APA, dpa, 23.5.2017)