Übernimmt die Parteiorganisation, aber nicht den Stil von ihrem Vorgänger: Elisabeth Köstinger

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Die neue ÖVP hat ein hellblaues Erscheinungsbild: die ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse mit den neuen Schildern.

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Wien – Schwarzer Text auf hellblauem Grund – das ist der Auftritt der neuen Volkspartei. Und dieser gibt gleich Anlass, die politische Farbenlehre zu analysieren: Ist das ein Signal für Schwarz-Blau? Nein, keineswegs, sagt die neue Generalsekretärin Elisabeth Köstinger. Und der Kommunikationschef der Partei, Jochen Prüller, will auf dem Plakat gar kein Blau erkennen: "Das ist Türkis", sagt er. Und die Kärntnerin Köstinger ergänzt: "Die Farbe des Wörthersees."

Aber eigentlich wollen sich weder sie noch der designierte Parteichef Sebastian Kurz mit Äußerlichkeiten und deren Interpretation aufhalten. Kurz stellt Köstinger als eine Persönlichkeit vor, die nicht nur in Österreich, sondern auch in Europa etwas verändern wolle, weshalb sie auch im Europäischen Parlament Mandatarin bleiben soll.

Derzeit ist Elisabeth Köstinger Abgeordnete im EU-Parlament und eine enge Vertraute von Parteichef Sebastian Kurz, sie folgt Werner Amon. Köstinger wird den Wahlkampf managen und will einen neuen Stil in die Politik bringen.
ORF

Neuen Stil versprochen

Klar sei, dass mit Köstinger ein neuer Stil komme, sagt Kurz: "So, wie viele im Parlament miteinander umgehen, darf es einen nicht wundern, dass die Menschen den Fernseher abschalten, wenn ein Politiker herausschaut." An Köstinger also liege es, einen neuen Stil für die ÖVP zu finden – einen, der auf Hickhack verzichtet. Einen, der ermöglicht, "aus dem aktuellen politischen System auszubrechen", wie Köstinger es selbst formuliert.

Sie erwähnt explizit die zurückgetretene Grünen-Chefin Eva Glawischnig, die ebenfalls die politische Unkultur angeprangert habe, bevor sie ihren Rückzug aus gesundheitlichen Gründen bekanntgegeben habe: "Die Worte von Eva Glawischnig müssen uns allen eine Warnung sein."

Funktionierende Parteistrukturen

Als langgediente Funktionärin des Bauernbunds weiß Köstinger allerdings, dass die ÖVP ohne die Mobilisierungskraft des Bauernbunds, ohne die Kommunal- und Landespolitiker keine Wahlen schlagen, geschweige denn gewinnen kann. Also verspricht sie, "alle Strukturen, die gut funktionieren", einzubinden. Und natürlich werde gekämpft, es stehe ja ein Wahlkampf an: "Das Match ist klar: alle gegen Sebastian Kurz."

Und sie muss als dessen Statthalterin in der Parteizentrale Kurz und seine Politik vermarkten – mit einem Wahlprogramm, das auf einem noch einzuberufenden Parteitag festzulegen ist. Sie sei stolz, die Partei zu übernehmen, sagt sie zweimal, mit dem Bundesgeschäftsführer Axel Melchior (der mehr nach innen wirken soll) habe sie sich die Arbeit gut aufgeteilt – worauf Kurz, "nur damit kein falscher Eindruck entsteht", darauf hinweist, dass "die Chefin oder der Chef in einer Partei der Generalsekretär" sei. (Conrad Seidl, 24.5.2017)