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Hat sich bereits im Vorfeld des Opec-Treffens in Wien die Zusicherung von allen 13 Mitgliedern des Ölkartells geholt, dass sie bei den Förderkürzungen an einem Strang ziehen: der Energieminister von Saudi Arabien, Khalid al-Falihus. Zumindest bis März nächsten Jahres soll die Produktion von Opec-Öl gedrosselt bleiben.

Foto: reuters/föger

Wien – Das Ölkartell Opec ist stärker geworden, zumindest was die Zahl der Mitglieder betrifft. Bei der Halbjahreskonferenz am Donnerstag in Wien wurde Äquatorialguinea als 14. Mitglied in die Organisation erdölexportierender Länder aufgenommen.

Das zentralafrikanische Land ist mit nur 850.000 Einwohnern und einer Produktion von rund 300.000 Fass (je 159 Liter) Öl pro Tag das zweitkleinste Förderland im Ölkartell. Neben Algerien, Gabun, Angola, Libyen und Nigeria ist es das sechste afrikanische Land in der Organisation.

Wieweit der selbigen Tags getroffene Beschluss, die seit Anfang 2017 angezogene Förderbremse vorerst bis März 2018 nicht zu lockern, Einfluss auf die Marktpreise haben wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. Kurz nach Bekanntwerden der Entscheidung gab der Preis für Rohöl jedenfalls nach. Analysten sagten, die Märkte seien enttäuscht, Investoren hätten mit mehr gerechnet, zum Beispiel mit einer Absenkung der täglichen Produktion unter 31,9 Millionen Fass.

Demos und Polizei

Die Sitzung der Ölminister des Kartells war begleitet von strengen Sicherheitsvorkehrungen und einer Demonstration venezolanischer Regierungsgegner. Auch Vertreter von anderen elf Ländern außerhalb des Ölkartells waren zugegen. Die Vorgangsweise ist bereits im Vorfeld unter den Mitgliedern ausverhandelt worden. So ist der saudische Energie- und Industrieminister Khalid Al-Falih Anfang der Woche nach Bagdad geflogen, um das zweitgrößte Förderland innerhalb der Opec mit ins Boot zu holen. Der letzte saudische Besuch in Bagdad fand vor 30 Jahren statt. "Wir werden alles Nötige machen, um den Markt zu stabilisieren", sagte Al-Falih im Anschluss der Nachrichtenagentur Reuters.

Russland mit im Boot

Unterstützung erhielt er auch vom russischen Amtskollegen Alexander Nowak, der sich für eine Fortsetzung der Politik des Gleichschritts bei der Ölförderung aussprach. Ziel der eingeschlagenen Politik ist es, die weltweiten Lagerbestände zurück auf den Fünfjahresdurchschnitt zu bringen. Davon ist man aber noch weit entfernt.

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris lag die entsprechende Abweichung der Lagervorräte Ende des ersten Quartals 2017 in den Industrieländern noch immer bei knapp 300 Millionen Fass.

Dass es der Opec trotz vergleichsweise guter Umsetzung der im vorigen November vereinbarten Produktionskürzung bisher nicht gelungen ist, den Ölmarkt hinreichend zu verknappen, liegt vor allem an der steigenden Produktion von Schieferöl in den USA. Diese hat sich deutlich schneller erholt, als allgemein erwartet worden war.

US-Produktion rasch erholt

Mitte Mai etwa lag die Ölproduktion nach Angaben des US-Energieministeriums um rund 540.000 Fass pro Tag über dem Niveau zu Jahresbeginn. Damit wird fast die Hälfte der Opec-Produktionskürzung ausgeglichen. Eine stärkere Nachfrage im zweiten Halbjahr sollte nach Analysteneinschätzung zwar dafür sorgen, dass der Lagerüberhang bis Jahresende großteils abgebaut ist: Allerdings würden die Opec-Länder dann weitere Marktanteile an US-Schieferölproduzenten verlieren. Das könnte laut Commerzbank dazu führen, dass die Einhaltung der Produktionskürzungen in der zweiten Jahreshälfte 2017 zu bröckeln beginnt und mehr Opec-Öl auf den Markt kommt. Dann könnten die Preise für Rohöl neuerlich unter Druck geraten und unter 50 Dollar je Fass rutschen. (Günther Strobl, 26.5.2017)