Match der Fußballultras? Polizeiruf 110

Foto: NDR/Christine Schroeder

Jeder, der einen Job hat, weiß, wie notwendig es ist, einen facheigenen Jargon zu pflegen, der im Alltag so etwas wie Akzente setzt. Das ist in manchen Berufsfeldern sogar dringend notwendig, um sich die Realität etwas vom Leib zu halten. Siehe Krankenhaussprache. Das Fernsehen hält uns über die dort kursierenden Vokabel stets gut unterrichtet.

Auch am Kriminalamt wuchern die Wortschöpfungen. Man geht in den "Häfn" oder wird "eingebuchtet". Im aktuellen Polizeiruf 110 erweist sich Kommissar Alexander Bukow (Charly Hübner) als besonderer Feinspitz und lässt jemanden gar "nach Singsing einrücken". Wie schön!

"Das kleine Fleißzitrönchen"

In einem Metier voller Mord und Totschlag muss der Mensch umso dringender Mensch bleiben, kann umgekehrt aber auch nicht rund um die Uhr mitleidvoll herumlaufen. "Ich hör mir das dann am Grab wieder an", schüttelte derselbe Bukow unsanft einen ergriffenen Kollegen ab. Na klar, der Profi muss seine Emotionen für daheim aufheben. Ist natürlich auch ein Trugschluss, aber egal. Dieser sprachgewandte Polizeiruf (Buch: Wolfgang Stauch) hat obendrein "das kleine Fleißzitrönchen" erfunden, welches Kommissarin König (Anneke Kim Sarnau) sich vom nächtlichen Whiskey für ihren armen Kollegen abspart.

Wertvoll ist der Krimi mit dem Titel Einer für alle, alle für Rostock aber vor allem, weil er zeigt, wie Fanatismus ganz ohne Religion gedeiht und wie er für eine Plattenbauanarchofrau und ihren Sohn zum Familienersatz wird. Und weil am Ende die tätowierten, lautstarken, kurz geschorenen Fußballultrafans nicht zu Monstern werden, sondern auch ein stinknormaler Zahnarzt urgern kicken schauen geht und grölt. (Margarete Affenzeller, 28.5.2017)