Wien – Der Hidschab, das Kopftuch, das nach verbreiteter Normenordnung gläubigen Musliminnen geboten ist, wird in der öffentlichen Debatte häufig als unüberwindbares Integrationshemmnis wahrgenommen. Dass er das nicht zwingend sein müsste, wenn alle so offen wären wie zwei Besucherinnen des Wiener Sommernachtskonzerts am Donnerstag, zeigt anekdotisch ein Ausschnitt der ORF-Aufzeichnung der Veranstaltung.

Als die Wiener Philharmoniker zum Abschluss des Konzerts vor Schloss Schönbrunn den Strauß-Sohn-Konzertwalzer "Wiener Blut" geben, treten mehrere der 90.000 Besucher zum spontanen Paartanz zusammen. Einige Sekunden lang sind eine jüngere Frau mit und eine ältere Frau ohne Hidschab im Bild, die keine Berührungsängste haben und sich im Dreivierteltakt grinsend zur Universalsprache Musik drehen.

Still: ORF

Ein bewusst inszeniertes und romantisch verklärtes Bild, mit der sich Willkommensklatscher die Welt schönreden, mögen die Kritiker auf der einen Seite einwenden. Eine Frau, die ihre Religion verrät, indem sie eng mit einer anderen Frau tanzt, mögen die Kritiker auf der anderen Seite einwenden. Irgendwoher müssen die wahren Integrationshemmnisse schließlich kommen. (mcmt, 27.5.2017)