Bild nicht mehr verfügbar.

Nur Stunden nach dem Angriff des IS auf koptische Christen flog Ägyptens Luftwaffe Angriffe in Libyen.

Foto: AP / Ägyptisches Militär (Videograb)

Die Luftangriffe hätten zur Zerstörung der anvisierten Ziele geführt, darunter Trainingsgelände von terroristischen Elementen, die an der Planung und Durchführung des Minya-Anschlages beteiligt gewesen seien, verbreitete das staatliche ägyptische Fernsehen am Wochenende eine Erklärung der Armee. Diese hatte Freitag auf die Bluttat an ägyptischen Kopten reagiert, bei der Stunden zuvor 29 Menschen getötet worden waren.

Die Ziele, die die Kampfjets anvisierten, lagen in Libyen. Präsident Abdelfattah al-Sisi hatte die Vergeltungsaktion in einer schnellen Aktion als Antwort auf den Überfall von Freitagfrüh auf einen Konvoi mit koptischen Christen im oberägyptischen Minya angeordnet, für die mittlerweile die Terrororganisation IS die Verantwortung übernommen hat.

Haftars Anweisungen

Sisi hatte in einer Fernsehansprache erklärt, dass Staaten, die Terror unterstützen, bestraft würden. Ägypten werde nicht zögern, Terrorcamps anzugreifen, ob im eigenen Land oder außerhalb. Kairo hat in einem Brief auch den UN-Sicherheitsrat über die Luftangriffe informiert und sie mit dem verbrieften Recht auf Selbstverteidigung begründet. Der Militäreinsatz erfolgte in Absprache mit General Khalifa al-Haftar, der seit mehreren Jahren im Osten Libyens einen erbitterten Kampf gegen islamistische Extremisten führt.

Im Visier der ägyptischen Rafale-Jets waren Trainingscamps der Derna-Mujahedin, eine Gruppe die Al-Kaida nahesteht und die Stadt Derna kontrolliert. Dieser Koalition war es 2015 gelungen, den IS aus dieser Region zu vertreiben. Allerdings sind die Loyalitäten in Libyen fließend, und es ist anzunehmen, dass der IS, der in den vergangenen Monaten aus den Küstenregionen und seinem "Kalifat" in Sirte Richtung Süden verdrängt worden ist, auch von Al-Kaida-Militanten Unterstützung erhält. Haftar kämpft mit seinen Truppen gegen beide Gruppen.

Am Samstag hat Ansar al-Sharia, die von der UN und den USA als Terrororganisation eingestuft wird und vor allem in Bengasii stark war, ihre Auflösung bekannt gegeben und ihre Schwächung eingestanden. Ansar, die der Al-Kaida nahesteht, war nach dem Sturz von Diktator Mummar al-Gadafi 2011 gegründet worden. Die USA machen sie für die Ermordung ihres Botschafters Chris Stevens 2012 in Bengasi verantwortlich. Die Gruppe hatte Ende 2014 ihren Chef verloren, worauf viele Anhänger zum IS übergelaufen waren. Die Zahl der Mitglieder aller jihadistischen Gruppen in Libyen wird auf 3000 geschätzt.

Nicht der erste Angriff

Über die Grenze nach Ägypten gibt es regen Austausch. Allein in den letzten zwei Monaten hat die ägyptische Armee nach Sisis Angaben 300 Fahrzeuge zerstört, die die Grenze passieren wollten.

Es war am Wochenende nicht das erste Mal, dass die ägyptische Luftwaffe in Libyen eingriffen hat. Bereits im Februar 2015 hatte sie Einsätze in Derna geflogen, nachdem mehrere ägyptische Christen in Libyen von IS-Terroristen enthauptet worden waren. Während Haftar, der starke Mann im Osten des zerfallenden Landes, mit an Bord war, hat der von der Uno gestützte Präsidialrat in Tripolis die Bombardements als Verletzung der libyschen Souveränität verurteilt. Für solche Aktionen gebe es keine Rechtfertigung, sie seien besorgniserregend, betonte die von der internationalen Gemeinschaft anerkannte Regierung von Fayaz al-Serraj. Sie sagte dennoch Ägypten ihre Unterstützung im Kampf gegen den Terror zu.

Serraj selbst hatte am Wochenende erneut eine militärische Auseinandersetzung zwischen seinen Milizen und rivalisierenden Kräften um die Vorherrschaft in mehreren Stadtbezirken von Tripolis zu überstehen. Bei den heftigen Kämpfen waren sogar schwere Waffen eingesetzt worden. Allein auf Regierungsseite hat es mindestens 52 Tote und über hundert Verletzte gegeben. (Astrid Frefel aus Kairo, 28.5.2017)