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Bei der letzten Ausschreibung für erneuerbare Energien gingen fast alle Lizenzen an Windkraftprojekte.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Spanien wäre prädestiniert für die flächendeckende Nutzung der Solarenergie. Doch zeigen sich die Energieerzeuger überhaupt nicht sonnenhungrig. In der ersten Lizenzausschreibung für erneuerbare Energien seit Anfang 2016 vor etwa einer Woche über die Neuinstallation von 3.000 Megawatt (MW) sicherten sich Windkraftprojekte fast alle Lizenzen.

Die spanische Regierung unter Premier Mariano Rajoy (Partido Popular, PP) wird eine idente Auktion – wo Wind, Sonne und Biomasse miteinander konkurrieren – noch "vor dem Sommer ansetzen". Auch auf Druck Brüssels, das Madrids Untätigkeit bei nachhaltiger Energie kritisiert. Und Taten sehen will.

Der Vorteil der Windkraft

Dafür errichtet Spanien neue Anlagen mit einer Leistung von 6.700 Megawatt. Laut Energieministerium gehe dies mit Investitionen von 6,5 Milliarden Euro binnen drei bis fünf Jahren einher: "Der Vorteil der Windkraft, die in Spanien enormes Potenzial hat, liegt auf der Hand", sagt Energieminister Álvaro Nadal (PP): "Sie liefert täglich mehr Stunden Strom als die Sonne." Stiefkindlich behandelt fühlt sich indes der Solarenergieverband Unef.

Empört wird man gegen die "systemische Benachteiligung" Klage bei der EU-Wettbewerbsaufsicht einbringen. "Wir hatten keine Chance", kritisiert auch Anpier, der Verband kleiner und mittelgroßer Photovoltaik-Energieproduzenten: "Das Vergabeverfahren war auf die Giganten gemünzt, auf Windkraft setzen." Anpier warnt vor höheren Kosten für die Endverbraucher durch weitere Fehlplanungen in der Energiepolitik. Die mit dem extremen Nahverhältnis zwischen Politik und Energiesektor dafür verantwortlich sind, dass binnen einer Dekade der Strompreis in Spanien um 63 Prozent stieg (EU-Mittel laut Eurostat: 31 Prozent).

Folgen der "Sonnensteuer"

Zugleich verunmöglicht die umstrittene "Sonnensteuer" die Produktion von Solarenergie für den Eigenbedarf. Das Streichen der Solarsubventionen vor knapp fünf Jahren durch die damals gerade angelobte Rajoy-Regierung, brachte den Konkurs vieler Anbieter und hohe Verluste für Investoren mit sich. Und das erste, unlängst verlorene Schiedsgerichtsverfahren an der Weltbank. Madrid muss nun Eiser Infrastructure mit Sitz in London mit 128 Millionen Euro entschädigen. Über 30 weitere Verfahren sind aktuell anhängig.

Spaniens Wind- und Sonnenstrom wird zum exklusiven Terrain der Energiegiganten, in deren Aufsichtsräten sich eine Fülle an Ex-Premiers und -Ministern tummelt. Wie die Zuschläge vom 17. Mai belegen, sicherte sich demnach Gas Natural, mit Ex-Premier Felipe González (PSOE) im Aufsichtsrat 600 MW. Endesa, wo Ex-Premier José María Aznar (PP) lange Jahre Aufsichtsrat war, erhielt 540 MW.

Der Löwenanteil ging an Forestalia unter Fernando Samper Rivas in Allianz mit General Electric (GE), mit 1.200 MW. Zu 4,3 Cent die Kilowattstunde bei Null-Förderung sei dies der niedrigste Preis für Windparks zu Land, der bisher in Europa laut dem Windenergieverband Windeurope den Zuschlag erhielt. Rund 1,5 Milliarden Euro wird Samper in der windigen Region Aragón investieren. (Jan Marot aus Granada, 29.5.2017)