Georg Willi will Bürgermeister von Innsbruck werden. Bundessprecherin Ingrid Felipe spendiert Applaus.

Foto: Innsbrucker Grüne

Innsbruck – Am Ende fiel das Ergebnis deutlicher aus als erwartet: Mit 74 Prozent der 171 abgegebenen gültigen Stimmen setzte sich der Nationalratsabgeordnete und grüne Verkehrssprecher Georg Willi am Montagabend bei der Bezirksversammlung der Innsbrucker Grünen durch. Damit wird der 58-Jährige die Grünen im Frühjahr 2018 als Spitzenkandidat in die Gemeinderatswahl führen. Seine parteiinterne Kontrahentin um diese Position, Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider, hatte das Nachsehen. Sie wird mit Ende der Legislaturperiode aus der Politik ausscheiden und in die Privatwirtschaft wechseln.

Enttäuschte Pitscheider wechselt in Privatwirtschaft

"Dass ich enttäuscht bin, ist menschlich", sagt Pitscheider am Morgen nach der Niederlage. Sie sieht in der doch deutlichen Abfuhr jedoch keine Bewertung ihrer bisherigen politischen Arbeit: "Es war eine Abstimmung zwischen zwei Persönlichkeiten." Pitscheider hat seit 2013 als Vizebürgermeisterin in Innsbruck mitregiert. Als Ressortzuständige für Umwelt, Energie und Mobilität, Tiefbau sowie Frauenförderung hat sie in dieser Zeit die Stadtpolitik mitgeprägt. Nicht immer gereichte ihr das zum Vorteil, musste sie doch etwa mit der neuen Parkraumbewirtschaftung auch unpopuläre Projekte umsetzen. Bis zur Wahl 2018 will Pitscheider nun noch weiterarbeiten und zum Beispiel die Stadtraumgestaltung im Zuge des neuen Hauses der Musik umsetzen: "Hier sollen Alt- und Innenstadt erweitert werden. Das wird noch ein harter Brocken."

Georg Willi bereitet sich indes auf seine neue Rolle in der Kommunalpolitik vor. Bei der Nationalratswahl im Herbst wird er nicht mehr antreten: "Meine zukünftige Arbeit gehört Innsbruck." Als Wahlziel nennt er das Bürgermeisteramt sowie, die Grünen zur stimmenstärksten Partei zu machen und einen dritten Sitz im Stadtsenat zu holen. Und das ist gar nicht unrealistisch. Bei der Nationalratswahl 2013 und bei der EU-Wahl 2014 waren die Grünen in Innsbruck stärkste Kraft. Willi, der sich selbst als "vom Typ her gemäßigt, aber in der Sacher sehr klar" bezeichnet, erfreut sich großer Beliebtheit und spricht auch konservative Wähler an. Er gilt als bürgerlicher Grüner.

Basis sieht Willi als besseren Kandidaten

Die große Zustimmung unter den Delegierten überraschte Willi: "Damit habe ich nicht gerechnet." Aber auch er betont, dass die Wahl nicht als Bewertung der Arbeit von Pitscheider zu sehen sei. Die Basis habe ihn offenbar als den besseren Kandidaten für das Amt gesehen: "Bei einem Bürgermeister zählen menschliche, weiche Faktoren. Wie tritt man auf, und wie geht man mit Konflikten um." Der unterlegenen Pitscheider wurde immer wieder mangelndes Charisma vorgeworfen.

Inhaltlich werde das Programm erst erstellt, sagt Willi. Doch eines ist für ihn schon jetzt klar: Er werde mit allen zusammenarbeiten, außer mit der FPÖ. Eine Koalition mit den Blauen schließt er dezidiert aus. Handlungsbedarf sieht er bei den Stadtfinanzen, die aufgrund mehrerer Großprojekte wie der Patscherkofel-Neugestaltung angespannt sind: "Es gilt, mit knappem Geld die städtischen Dienstleistungen von der Kinderkrippe bis zum Pflegeheim zu sichern."

Willi ist eine fixe Größe in der Tiroler Politik. Von 1989 bis 1994 saß er bereits für die Vereinten Grünen im Innsbrucker Gemeinderat. Von 1994 bis 2013 war er Landtagsabgeordneter und lange Zeit auch Klubchef der Tiroler Grünen, bevor er 2013 in den Nationalrat wechselte. Die Abstimmung vom Montagabend hätte eigentlich schon im April stattfinden sollen. Sie wurde aber wegen eines Fehlers beim Versenden der Einladungen auf Ende Mai verschoben. (Steffen Arora, 30.5.2017)